Linkdump 49/2023
Meiner Meinung nach beschränkt sich das nicht auf die Generation Z: Generation Z überschätzt sich im Job.
Keine Angst, das hier wird kein Artikel darüber, welche Dienste besser oder schlechter für ein bestimmtes Nutzungsszenario geeignet sind.
Fakt ist natürlich, dass ich bereits seit einigen Jahren WhatsApp nicht mehr benutze, die anderen Dienste in der Aufzählung gerade übrigens auch nicht, wie man auf dieser Kontakt-Seite sehen kann.
Wenn ich das anderen Menschen erzähle, höre ich in den meisten Fällen stereotyp das Gleiche: "Ich kann da nicht weg, weil alle meine Bekannten auch dort sind".
Etwas, was dabei völlig ausser Acht gelassen wird ist, dass es eine Zeit gab, in der die Dienste noch nicht existierten, sie sind irgendwann zu dem geworden, was sie sind.
Wie es dazu kommt, erklärt Simon Sinek in seinem Talk How great leaders inspire action ab 10:56 mit dem Law of Diffusion of Innovations, ich zitiere hier einmal aus dem deutschen Wikipedia-Artikel zur Diffusionstheorie:
Der Entscheidungsprozess wird dabei in verschiedene Phasen aufgeteilt und es werden unterschiedliche Typen von Adoptoren definiert (Innovators, Early Adopters, Early Majority etc.). Diese verschiedenen Adoptoren sind zur Erwägung einer Adoption erst in der ihnen jeweils eigenen Phase bereit: Zu Beginn der Diffusion ist praktisch nur von Innovatoren anzunehmen, dass sie eine Adoption erwägen; die nächste Gruppe der frühen Anwender erwägt eine Adoption gewöhnlich erst dann, wenn eine große Zahl von Innovatoren das Neue adoptiert hat. Auch die frühe Mehrheit wartet tendenziell ab, ob die frühen Anwender das Neue annehmen und damit zufrieden sind; erst dann erwägen sie eine eigene Adoption; dasselbe gilt für die folgenden Gruppen. Eine Unterstützung des Diffusionsprozesses hat daher vor allem bei derjenigen Gruppe Erfolg, die gerade aktuell ist; auch die Art der Darstellung des Neuen folgt sinnvollerweise den Bedürfnissen der aktuellen Gruppe (Innovatoren suchen neue Dinge; frühe und späte Mehrheiten suchen Erprobtes).
Und genau so läuft es mit Diensten im Internet auch. Es gibt Leute, die alles ausprobieren, was neu am Markt ist, sie gehören im Modell zu den Innovatoren. Dann gibt es die Early Adopters, die sich von den Innovatoren anstecken lassen und Dienste nutzen, weil sie ihnen gefallen oder weil die Idee dahinter toll ist. Um in Breite zu kommen, muss ein Dienst es schaffen, in die "Mehrheitszone" (Early / Late Majority) zu kommen.
Man könnte auch sagen, dass wir in vielen Belangen einfach Mitläufer sind und nur das machen, was auch andere tun.
Zurück zum Beispiel: Viele Menschen (Late Majority, Laggards) wenden sich neuen Diensten erst zu, wenn die Mehrzahl ihrer Bekannten bereits dort ist. Um dorthin zu kommen, müssen also möglichst viele andere die Dienste bereits nutzen.
Es lohnt sich alternative und (vielleicht) bessere Services zusätzlich zu den bestehenden zu benutzen, um Menschen zu zeigen, dass andere Menschen aus Ihrer Bekanntschaft die Dienste ebenfalls nutzen. Und, wer weiss, vielleicht führt das ja sogar dazu, dass aus einem Nischendienst der neue "am weitesten verbreitete Dienst" wird.
Ich selber habe sehr lange zu den Innovatoren gehört, merke aber, dass sich das in den letzten Jahren in Richtung Early Adopter verschoben hat (und bei manchen Dingen findet man mich deutlich weiter rechts in der Grafik).
Wenn Ihr mich zu Eurer Peer-Group zählt, könnt Ihr mich bereits bei den "noch nicht mehrheitsfähigen Diensten" wie das Mastodon (Fediverse), Bluesky, Matrix, Signal, Threema, ... finden. Links zu meinen Profilen sind auf meiner Homepage – Ihr seid nicht die ersten (ich übrigens auch nicht).
Wer mich virtuell oder real kennt, weiss, dass ich schon immer ein Faible für Zeitplanung und Selbstmanagement habe. Auf verschiedenen Veranstaltungen durfte ich bereits Vorträge und Workshops zu diesem Thema halten.
Es ist selten, dass es einmal etwas richtig Neues in dem Feld gibt.
Daher war ich um so überraschter, mit dem Artikel 4 Lesser-Known Mental Models That Save Me 30+ Hours Every Week von Akshad Singi mal einen neuen Ansatzpunkt gefunden zu haben.
Akshad schreibt, dass die übliche Art, Tagesziele festzulegen über die Menge der zu erledigenden Arbeit funktioniert. Dem kann ich nur zustimmen. Wie häufig schreiben wir, dass wir bestimmte To-dos erledigen wollen wie beispielsweise einen Artikel fertig schreiben, oder ein Protokoll anfertigen oder auch ein Kapitel aus einem Lehrbuch lernen.
Wenn die Menge der Arbeit in Form von Umfang und Zeit feststeht, ist die Qualität variabel. Um das zu verdeutlichen: Wenn das Schreiben eines guten Artikels zehn Stunden dauern würde, ich heute den Bericht aber fertigstellen muss, obwohl ich nur zwei Stunden Zeit habe, dann begreift man sofort, dass die Qualität leiden muss.
Sollte man aber verstanden haben, dass die Zeit nicht reicht, dann fängt man häufig gar nicht erst an oder bekommt Angst vor der Aufgabe.
In diesem Zusammenhang lohnt sich auch der Artikel The King's Dinner von Ron Jeffries.
Akshad Singi rät, stattdessen sich vorzunehmen, eine bestimmte Zeit an etwas zu arbeiten. Damit kann man Qualitätseinbussen vorbeugen. Das geht selbstverständlich nur, wenn man keine harten und kurzfristigen Deadlines hat.
Generell sollte man die Zeit messen, die man mit Aufgaben einer bestimmten Art verbringt, um besser schätzen zu können. (Hinweis, das ist das "N" in der ALPEN-Methode).
Im Folgenden sagt der Autor, dass man beginnen sollte "Kognitives Tetris" zu spielen. Das ist ein Spiel, in dem wir herausfinden sollen, wie viel und welche Art von Energie wir haben. Mit dem Wissen können wir unsere Zeit mit Aufgaben füllen, die dem Energielevel entsprechen.
So wird beispielsweise zwischen den Energielevels "sehr hoch", "hoch", "moderat", "niedrig" und "sehr niedrig" unterschieden. Die Idee ist jetzt, passende Aufgaben den entsprechenden Energielevels zuzuordnen. Wenn unser Energielevel "sehr hoch" ist und wir eine Aufgabe für das Energielevel "sehr niedrig" angehen, dann verpufft viel der vorhandenen Energie. Andersherum, wenn unser Level "sehr niedrig" ist und wir eine Aufgabe mit dem Level "sehr hoch" beginnen, dann kann das dazu führen, dass wir die Aufgabe entweder gar nicht erledigen oder sehr viel Zeit benötigen.
Zusätzlich zum "Kognitiven Tetris" gibt es noch das "Zeit Tetris", in dem wir Aufgaben haben und die Zeit für die Erledigung schätzen (erinnert Ihr Euch an die ALPEN-Methode?). Und dann die Aufgaben erledigen, die in das Zeitfenster passen, um optimal umgesetzt zu werden.
Als Letztes geht es im Artikel darum, Zeitphasen zu definieren, in denen bestimmte Dinge getan werden sollten. Das ist gerade im Berufsumfeld keine einfache Aufgabe. Die Idee kommt aus der "Drei Alarme Technik", siehe auch Applying the 3 Alarms. Der Autor nutzt beispielsweise die Zeit von 7:30 bis 13:00 Uhr, um schriftstellerische Aufgaben zu erledigen. In der Zeit von 13:00 bis 17:00 Uhr arbeitet er an seinem Studium und in der Zeit von 17:00 bis 21:00 Uhr an seiner körperlichen Weiterentwicklung (Sport, etc.).
Zusammengefasst:
Ich finde die Ideen sehr spannend, auch wenn ich für mich noch nicht herausgefunden habe, ob und wie ich sie für mich einsetzen werde.
In letzter Zeit habe ich immer häufiger mit Kollegen zu tun, die ihr Wissen aus heruntergeladenen PDFs der Software- und Infrastruktur-Hersteller beziehen und das dann auch vertreten.
Gibt es dafür einen Begriff?
Ich benutze jetzt "Whitepaper Architecture" und "Whitepaper Engineering" dafür.
Und diese Menschen beeinflussen Manager Entscheidungen zu treffen, die auf falschen Annahmen beruhen.
Ausbaden müssen sie das aber nicht, da müssen andere.
Whitepaper sind in der Regel Werbung für die Produkte und Beispiele für eine perfekte Welt.
Die Welt ist aber nicht perfekt und es funktioniert selten so, wie es in Whitepapers zu finden ist. Es werden auch Case Studies gezeigt, die sich nicht ohne weiteres auf andere Gegebenheiten übertragen lassen.
Mit sind Engineers und Architects lieber, die einen praktischen Hintergrund haben und bereits Projekte mit entsprechenden Technologien umgesetzt haben.
Ein Whitepaper zu nutzen, um einen Proof of Concept zu starten, wäre ein valider Ansatz.
Ursprünglich waren VPNs (Virtual Private Networks) dazu gedacht, einen Tunnel durch ein öffentliches Netzwerk zu einem privaten Netzwerk, wie beispielsweise das Netzwerk zu Hause oder auch das Netzwerk der Arbeitsstelle, aufzubauen.
Heutzutage wird die gleiche Technologie auch dazu genutzt, einen sicheren Tunnel durch ein unsicheres Netzwerk (öffentliche WLANs beispielsweise) zu bauen bzw. den Datentransfer vor dem Mobilfunkprovider zu verstecken oder einem Internet-Dienst vorzugaukeln, in einem anderen Land zu sein.
Hier geht es um den Anwendungsfall im zweiten Fall.
Es gibt eine Reihe an Softwareprodukten, die VPNs umsetzen, meiner Ansicht nach haben sich dort WireGuard und OpenVPN durchgesetzt, wobei WireGuard moderner und schneller ist.
Als Computerfuzzy stellt sich mir natürlich immer die Frage, ob ich das selber hosten oder einen Dienstleister mit dem Betrieb beauftragen möchte. Wenn ich mir einen virtuellen Server miete und dort die Software installiere und benutze, kann der Datentransfer natürlich wieder auf mich zurückverfolgt werden. Der Anbieter des virtuellen Servers könnte den Datentransfer mitschneiden.
Da besteht kein Unterschied zu einem VPN-Anbieter, ausser, dass man die ganze Verwaltung delegieren kann.
Anmerkung: Wirklich anonym im Netz unterwegs zu sein, ist gar nicht so einfach. Die Benutzung von Tor und die Auseinandersetzung mit Linux-Distributionen wie beispielsweise Tails sind da sicher ein guter Startpunkt.
Für meinen Test habe ich mich auf eine Empfehlung von Sicherheitsberater Michael Kuketz gestützt, der in seiner Empfehlungsecke den VPN-Anbieter Mullvad (schwedisch für Maulwurf) erwähnt hat.
Speziell bei Mullvad ist, dass man einzig eine Accountnummer hat, alles andere ist anonym, man kann Mullvad sogar mit Bargeld bezahlen. Für fünf Euro im Monat kann man fünf Geräte verwenden. In den Downloads gibt es Clients für verschiedene Betriebssysteme, deren Quelltext verfügbar ist. Mullvad unterstützt WireGuard und OpenVPN und mn kann die beiden Protokolle ganz ohne die Clients des Providers benutzen.
Für die Konfiguration bzw. die Erstellung des Konfigurationsarchivs verweise ich auf die wirklich guten Hilfe-Seiten. Die Android-App via F-Droid funktioniert bestens, ich konnte keinen erhöhten Stromverbrauch feststellen. Unter Arch Linux habe ich wie folgt getestet.
OpenVPN
WireGuard
Kleiner Hinweis: Wenn man häufiger in Hotels unterwegs ist, die den Zugang zum Internet einschränken, lohnt es sich eine OpenVPN-Konfiguration zu erstellen, die via Port 443 funktioniert, weil der immer offen ist. (Siehe Screenshot unten).