Kein WhatsApp, X (Twitter), Facebook, Instagram, Tik-Tok
Keine Angst, das hier wird kein Artikel darüber, welche Dienste besser oder schlechter für ein bestimmtes Nutzungsszenario geeignet sind.
Fakt ist natürlich, dass ich bereits seit einigen Jahren WhatsApp nicht mehr benutze, die anderen Dienste in der Aufzählung gerade übrigens auch nicht, wie man auf dieser Kontakt-Seite sehen kann.
Wenn ich das anderen Menschen erzähle, höre ich in den meisten Fällen stereotyp das Gleiche: "Ich kann da nicht weg, weil alle meine Bekannten auch dort sind".
Etwas, was dabei völlig ausser Acht gelassen wird ist, dass es eine Zeit gab, in der die Dienste noch nicht existierten, sie sind irgendwann zu dem geworden, was sie sind.
Wie es dazu kommt, erklärt Simon Sinek in seinem Talk How great leaders inspire action ab 10:56 mit dem Law of Diffusion of Innovations, ich zitiere hier einmal aus dem deutschen Wikipedia-Artikel zur Diffusionstheorie:
Der Entscheidungsprozess wird dabei in verschiedene Phasen aufgeteilt und es werden unterschiedliche Typen von Adoptoren definiert (Innovators, Early Adopters, Early Majority etc.). Diese verschiedenen Adoptoren sind zur Erwägung einer Adoption erst in der ihnen jeweils eigenen Phase bereit: Zu Beginn der Diffusion ist praktisch nur von Innovatoren anzunehmen, dass sie eine Adoption erwägen; die nächste Gruppe der frühen Anwender erwägt eine Adoption gewöhnlich erst dann, wenn eine große Zahl von Innovatoren das Neue adoptiert hat. Auch die frühe Mehrheit wartet tendenziell ab, ob die frühen Anwender das Neue annehmen und damit zufrieden sind; erst dann erwägen sie eine eigene Adoption; dasselbe gilt für die folgenden Gruppen. Eine Unterstützung des Diffusionsprozesses hat daher vor allem bei derjenigen Gruppe Erfolg, die gerade aktuell ist; auch die Art der Darstellung des Neuen folgt sinnvollerweise den Bedürfnissen der aktuellen Gruppe (Innovatoren suchen neue Dinge; frühe und späte Mehrheiten suchen Erprobtes).
Und genau so läuft es mit Diensten im Internet auch. Es gibt Leute, die alles ausprobieren, was neu am Markt ist, sie gehören im Modell zu den Innovatoren. Dann gibt es die Early Adopters, die sich von den Innovatoren anstecken lassen und Dienste nutzen, weil sie ihnen gefallen oder weil die Idee dahinter toll ist. Um in Breite zu kommen, muss ein Dienst es schaffen, in die "Mehrheitszone" (Early / Late Majority) zu kommen.
Man könnte auch sagen, dass wir in vielen Belangen einfach Mitläufer sind und nur das machen, was auch andere tun.
Zurück zum Beispiel: Viele Menschen (Late Majority, Laggards) wenden sich neuen Diensten erst zu, wenn die Mehrzahl ihrer Bekannten bereits dort ist. Um dorthin zu kommen, müssen also möglichst viele andere die Dienste bereits nutzen.
Es lohnt sich alternative und (vielleicht) bessere Services zusätzlich zu den bestehenden zu benutzen, um Menschen zu zeigen, dass andere Menschen aus Ihrer Bekanntschaft die Dienste ebenfalls nutzen. Und, wer weiss, vielleicht führt das ja sogar dazu, dass aus einem Nischendienst der neue "am weitesten verbreitete Dienst" wird.
Ich selber habe sehr lange zu den Innovatoren gehört, merke aber, dass sich das in den letzten Jahren in Richtung Early Adopter verschoben hat (und bei manchen Dingen findet man mich deutlich weiter rechts in der Grafik).
Wenn Ihr mich zu Eurer Peer-Group zählt, könnt Ihr mich bereits bei den "noch nicht mehrheitsfähigen Diensten" wie das Mastodon (Fediverse), Bluesky, Matrix, Signal, Threema, ... finden. Links zu meinen Profilen sind auf meiner Homepage – Ihr seid nicht die ersten (ich übrigens auch nicht).
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