reMarkable
Den Entwurf dieses Artikels habe ich schon lange "auf Halde". Auch, wenn ich das Gerät einen Monat kaum benutzt habe, möchte ich hier gerne ein Zwischen-Fazit geben. Mir ist klar, dass die Version 2 des reMarkable gerade vorbestellbar ist. Soweit ich gesehen habe, ist das aber nur Produktpflege, ausser schöner, flacher, leichter, ... hat sich nicht so viel getan.
Wie hier beschrieben, habe ich das reMarkable von meiner Frau "geerbt".
Früher (tm) habe ich sehr viel gelesen. "Wir hatten ja nichts", oder vielmehr wurden wir von viel weniger Dingen abgelenkt als heute. Dazu kommt, dass meine Frau Buchhändlerin gelernt hat und wir immer Lesestoff zu Hause hatten. Das ging sogar soweit, dass wir in einen zweiwöchigen Urlaub eine voll gepackte Plastikkiste mit Büchern mitnahmen und die auch am Ende des Urlaubs gelesen waren. Dem Gewicht und dem Platzbedarf dieser Kiste heule ich nicht hinterher.
Das letzte Tablet habe ich gekauft, um mehr zu lesen. Das hat nicht geklappt. Zum einen kann man auch viele andere Dinge mit einem Tablet machen zum anderen ermüdet Lesen auf einem Tablet die Augen sehr. Witzigerweise nutze ich das Tablet zum Konsumieren von Medien, insbesondere Netflix und Podcasts, Web surfen und "Administration unterwegs".
Meine Handschrift ist Mist, tatsächlich kann ich keine "Schreibschrift" mehr. Die Ausnahme ist meine Unterschrift. Meine Art zu schreiben ist eine Mischung aus Blockschrift und etwas, was eine Schreibschrift sein könnte. Das ist auch der Grund, weshalb ich Notizen nur mit dem Rechner bzw. mit dem Tablet (und Keyboard) mache. Da ich auch keine künstlerische Ader habe, skizziere ich sehr wenig. Und wenn, dann nur in Vorträgen oder Meetings auf dem Whiteboard oder manchmal auch auf Flipcharts.
Wie spielt jetzt das reMarkable da rein?
Das Lesen von Texten mit einem darauf spezialisierten Gerät macht deutlich mehr Spass als mit einem Tablet oder am Bildschirm. Das reMarkable hat leider keine Hintergrundbeleuchtung, das Display ist aber flackerfrei und gestochen scharf. PDFs im DIN A4 Format sind ebenfalls gut lesbar, hier merkt man aber bei "schlecht optimierten PDFs" einige Verzögerung beim Umblättern und das stört leider den Fluss. Das Hauptfeature ist aber, dass mich nichts vom Lesen ablenkt.
Toll ist, dass man jedes Dokument, was man liest, mit handschriftlichen Notizen und Markierungen versehen kann. Die sehen auf dem Gerät top aus, der Export ist so "na, ja". Man muss schon genau wissen, wofür man das Gerät benutzt.
Das Schreiben auf dem Tablet fühlt sich wie Schreiben auf Papier an. Das Gefühl ist wirklich unglaublich. Trotz meiner Aversion gegen das Schreiben, macht das richtig Spass. Auch hier kommt wieder der Vorteil zum Zug, dass man durch nichts unterbrochen wird. In meiner Zeit vor der "Homeoffice-Verbannung" habe ich wieder viele Notizen gemacht. Ein Cloudservice wandelt (selbst meine) Notizen in lesbaren Text. Das hat mich beeindruckt.
Damit kommen wir auch gleich zum eigentlichen Problem, das ich mit dem Gerät habe. Das Gerät ist fest mit einem 8-GB-Cloudspeicher bei reMarkable verknüpft und synchronisiert sich damit. Da man das WLAN ebenfalls benötigt, um die regelmässigen Updates einzuspielen, kommt man nicht darum herum. Schade eigentlich.
Software zur Verwaltung gibt es für Mac OS X, Windows, Android und iOS - leider nicht für Linux. Die Software interagiert mit dem Cloudspeicher und das Gerät synchronisiert sich dann beim nächsten Kontakt zu einem WLAN. Das klappt problemlos.
Mit einem der letzten Updates ist die Möglichkeit dazu gekommen, einen Webserver einzuschalten, wenn man das Gerät mittels USB verbindet. Das funktioniert unter Linux sehr gut, auch wenn die Möglichkeit, noch als "beta" eingestuft wird. Für Linux gibt es das Open-Source-Tool rMAPI für die Kommandozeile, was mir gute Dienste leistet.
Fazit
Ich mag das Gerät sehr, es ist ein toller E-Book-Reader und ein phantastisches "Notizbuch". Mit einer Linux-App und fehlenden Zwang, den Clouddienst zu nutzen, wäre es perfekt. Der Preis ist sehr hoch und ich würde es mir nicht kaufen.
Spannend ist, dass mich das Gerät wieder dazu gebracht hat, handschriftliche Notizen zu machen.
Kommentare
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Robert Lender am :
Ich lese auch gerne auf einem eReader und schreibe Notizen in papieren Bücher. Diese Notizen würde dann manchmal gern in eine digitale Version bringen.
Bisweilen hat mich der Preis dieses eNotizbuchs abgeschreckt. Und langsam komme ich drauf, dass es durchaus einiges an Konkurrenz gibt. Wobei ich selbst erst rausfinden muss, was deren Plus und Minus ist.
Würde mich daher über ein Update deiner Erfahrungen freuen.
Dirk Deimeke am :
Die grundlegende Frage ist natürlich, ob es zum einen Deinem Workflow hilft und zum anderen ob Du damit zurecht kommst.
Mir gefällt das Format sehr und auch das Gewicht.
Robert Lender am :
Dirk Deimeke am :
Gerade, dass sich das Schreiben "wie auf echtem Papier" anfühlt, kann man bei einem technischen Gerät kaum glauben.
Roman am :
Dirk Deimeke am :
Wenn es das nur ohne Cloud gäbe ...
Ich bin ein bisschen verliebt in das Onyx Boox Max 3 - es geht ja auch um das Lesen.
Dirk Deimeke am :
Mehr kommt später an dieser Stelle.
Robert Lender am :
Sebastian Inacker am :
Ich finde nicht, dass Schreiben sich wie auf echtem Papier anfühlt, aber es fühlt sich gut und "natürlich" an. Aus dem gleichen Grund wie dem reMarkable hatte ich mir vorher ein iPad 9,7 Zoll und einen Apple Pencil gekauft. Vergleicht man hier das Schreibgefühl, dann ist das reMarkable göttlich. (Bei Tablets schreibt man in der Regel auf Glas und das merkt man. Das fühlt sich nicht nur nicht wie auf Papier an, das fühlt sich für mich doof an.) Und den Stift des reMarkable muss man nicht aufladen. Das finde ich durchaus einen erwähnenswerten Pluspunkt.
Das Gerät schaltet sich nach 4 Stunden Sleep-Mode aus. Wenn man in diesdem Zustand mal schnell eine Notiz nachen muss, dann sollte man ganz klassisch Papier und Bleistift zur Hand haben, denn - oh Wunder - das Ding braucht Zeit, um zu booten. Das werfe ich dem Gerät nicht vor.
Man kann das reMarkable auch ohne deren Cloud nutzen. (Ich war/bin bis jetzt zu faul, die Zugangsdaten einzugeben.) Dann geht aber die Digitalisierung handschriftlicher Notizen nicht und auch keine (bequeme?) Synchronisation mit anderen Geräten. Software-Updates funktionieren aber über WLAN.
Die neue Version wird damit beworben, noch schneller auf den Stift zu reagieren. Kann ich mir kaum vorstellen, denn ich finde die Reaktionszeit gut. Ich bemerke keine störende Verzögerung.
Das Gerät gefällt mir wirklich. Aber es hat echt lange gedauert, bis ich wegen dem Preis meine Vernunft ("Brauchst Du das wirklich?") überwunden hatte.
Dirk Deimeke am :
"Auto sleep" und "Auto power off" kann man übrigens deaktivieren. Letzteres läuft mit der aktuellen Softwareversion übrigens zwölf Stunden nach dem letzten Input (statt vier Stunden). Damit hält es einen ganzen Arbeitstag durch.
Man muss wirklich Notizen machen wollen, die Kosten sind sonst deutlich zu hoch. Reine E-Book-Reader in vergleichbarer Qualität sind keine Mangelware.
Sebastian Inacker am :
Nutzen ohne Cloud geht aber - mit Einschränkungen.
Den "Auto sleep" finde ich nicht schlimm. Dadraus wacht das Ding ja wirklich blitzschnell auf. Das "Auto power off" auszuschalten versuche ich mal. Hatte ich nicht dran gedacht, danke.
Dirk Deimeke am :
Schau bitte erst einmal, ob Dich das "Auto power off" nach dem Update überhaupt einschränkt. Ein halber Tag ist schon sehr lang.
Flusskiesel am :
Deine Anmerkungen über die Qualität der Handschrifterkennung machen mir Mut.
Dirk Deimeke am :
Allerdings habe ich mich für ein Boox-Tablet entschieden, das ist beim Lesen von Büchern und PDFs deutlich besser aufgestellt als die Version 1 des reMarkable, das besitzen wir.
Flusskiesel am :
Ich denke, dafür lohnt sich auch das Cloud-Abo.
Dirk Deimeke am :
Aber, sehr schön, dass Dir das Gerät gefällt.