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Paleo, Versuch einer Erklärung ...

Disclaimer vorab: Ich bin kein Arzt, Apotheker oder Ernährungsberater. Es schadet in keinem Fall, sich professionelle Hilfe zu holen!

Als ich mich im Mai 2012 dazu entschlossen hatte, deutlich abzunehmen, war ich auf der Suche nach einer passenden Ernährungsform. Ganz bewusst habe ich nicht nach einer Diät gesucht, sondern wollte meine Lebensweise umstellen. Der Gedanke ist ganz einfach, wenn ich das an Essen zu mir nehme, was ich brauche um mein Zielgewicht zu halten, dann muss ich auch mit dem Übergewicht nur das essen und werde irgendwann (ohne Zeitdruck) das Ziel erreichen. Wenn ich es erreicht habe, mache ich einfach weiter so und kann es dann auch halten. Damit gibt es dann auch gratis keinen Yoyo-Effekt.

Das ganze sollte vier Bedingungen erfüllen:
  • Ich will keine Kalorien zählen.
  • Ich will abends nicht hungrig ins Bett gehen.
  • Das ganze will ich nicht mit "religiösem Eifer" verfolgen.
  • Eine Ernährungsform, in der ich auf Zusatzstoffe (Vitaminpillen oder so) angewiesen bin, kann nicht richtig sein.


Während der monatelangen Recherche ... hust ... also, ich habe mich daran erinnert, dass Constantin Gonzales (Heldenfunk, ehemaliger Sun-Mitarbeiter, ebenfalls Techie) viel Gewicht verloren hat. Das, was er gemacht hat, nennt sich Paleo.

Gleich als Empfehlung, sein Blog Paleosophie gehört zu den besten Anlaufstellen im deutschsprachigen Raum zum Thema. Als Einstieg bei ihm, klickt mal auf "Info" oder hört Euch die Folge 2 (!) des Paleosophie-Podcasts an.

Wie fasst man Paleo nun kurz zusammen?

Vielleicht so: Im Rahmen einer archäologischen Arbeit über Leben in der Steinzeit (Paläolithikum, aha, daher kommt der Name) hat man untersucht, wie sich die Menschen damals ernährt haben. Dabei hat man erstaunliches entdeckt, so beispielsweise, dass die Leute keine Hülsenfrüchte zu sich genommen haben oder nur wenig Milch, dafür aber viel Fleisch. Das alleine ist noch nicht wirklich erstaunlich. Im Zusammenspiel mit anderen Entdeckungen wurde ebenfalls festgestellt, dass die Menschen sehr gesund waren und ganz conträr zur landläufigen Meinung auch sehr alt wurden. Erst nach dem der Ackerbau begonnen hat, sind Menschen kleiner geworden und haben nachweisbar mehr Knochendeformationen erfahren.

Die dazu passenden Studien verlinkt ein sehr guter Grundlagenartikel bei Paleo 360 einer zweiten sehr guten Seite zur Paleo-Ernährung bzw. dem Paleo-Lifestyle. Dort ist gerade für Einsteiger der Menüpunkt "Was ist Paleo?" und die darunter verlinkten Seiten hilfreich.

Der Schluss, den man aus den gefundenen Erkenntnissen gezogen hat, ist, dass sich unsere Gene nicht so schnell entwickelt haben wie sich die Essenskultur weiterentwickelt hat. Das bedeutet, dass wir heute Dinge essen, die nicht gut für uns sind, weil wir sie gar nicht so verwerten können wie wir müssten.

Eine Schlüsselhypothese ist, dass Kohlenhydrate, insbesondere Zucker, gar nicht mal so gut für uns sind, genauer gesagt gerade Zucker ist sogar giftig. Ja, das Gehirn braucht Zucker, um zu funktionieren, aber unsere Gene haben Körper geschaffen, die sehr gut mit Mangelernährung zurecht kommen, sogar deutlich besser als mit Überflüssen. Wir sind in der Lage, Zucker aus (gutem) Fett selber zu produzieren. Wenn unsere Körper aber "einfache" Kohlenhydrate bekommen, nehmen sie die Umformung gar nicht vor sondern nutzen nur das, was einfach zu bekommen ist. Klingt logisch, oder?

In Kommentar habe ich einmal in ein paar Worten zusammengefasst, was für mich Paleo ist.

Ich verstehe Paleo als Minimierung des Gebrauchs von
  • industriell gefertigten Lebensmitteln
  • Kohlenhydraten
  • Obst und Gemüse, das man nicht auch roh essen könnte
  • Milchprodukten
  • Hülsenfrüchten und Erdnüssen
  • schlechten Fetten und Ölen


Insbesondere sollten wir nichts essen, bei dem die Inhaltsstoffe keine Namen sondern Nummern haben. Merksatz dazu "Nichts essen, bei dem unsere Grosseltern die Inhaltsstoffe nicht kennen.".

Ein Nebeneffekt ist, dass es mich interessiert, woher die Lebensmittel kommen. Wir achten darauf, dass wir überwiegend regionales kaufen und möglichst keine Tierprodukte aus Massentierhaltung (Fleisch von Weiderindern schmeckt auch noch besser).

Wie kommt man jetzt dahin?

Nun, nahezu alle Paleolaner sind sich einig darüber, dass man die ersten 30 Tage konsequent durchhalten sollte (oft "whole thirty" genannt). In dieser Zeit stellt sich der Stoffwechsel um. Der Verzicht auf Zucker führt leider zu echten Entzugserscheinungen und einen "Kohlenhydratkater", der dauert aber nur ein paar Tage an, danach ist es gut.

Constantin hat in seinem Blog 7 Tipps für Einsteiger zusammengeschrieben und bei Paleo 360 gibt es einen sehr guten Überblick über Paleo Lebensmittel. Dass das Ganze nicht einseitig ist, zeigt das Blog Nom Nom Paleo und das wohl beste Paleo Kochbuch, aus dem Silvia momentan unser Essen gestaltet.

Ich höre häufig die Ausrede, dass jemand keine Zeit hat zu kochen oder Essen vorzubereiten. Ja, Paleo ist aufwendiger in der Essensvorbereitung. Das empfohlene Kochbuch hat aber viele Rezepte, die nicht so lange brauchen. Wenn jemand sagt, dass er oder sie keine Zeit für irgendetwas hat, dann heisst das nur, dass andere Sachen wichtiger sind. Zeit haben wir alle gleich viel. Letzten Endes ist Essensvorbereitung mit Paleo nicht aufwendiger als etwas anderes zu kochen, aber es ist deultich aufwendiger als das Aufreissen einer Packung oder das Kaufen von Fastfood. Mir ist meine Gesundheit wichtiger als andere Dinge ... alles eine Frage der Priorisierung.

Mittlerweile handele ich nach dem Paretoprinzip 80% Paleo-Ernährung bis zu maximal 20% anders. Das klappt sehr gut und verursacht auch keine Leiden. :-)

Hier kommen einige Links zum Thema:


Um die Paleo in a Nutshell-Videos zu sehen, empfehle ich Euch, den Sound stumm zu schalten, das ist wirklich unerträglich.


Besser leben für Geeks


Dokumentation auf 3sat


Bei mir im Blog

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Kommentare

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Patrick Benz am :

*+1

Wow! Danke - was für ein Fundus!

Arthur am :

*Interessant ist, was der moeffju in seinem Vortrag vorträgt. Den Paleokram halte ich aber doch eher für spekulativ. Ich verweise hier mal an die Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Steinzeitern%C3%A4hrung#Kritik

Ohne jetzt selbst viel zu recherchiert zu haben, denke ich macht man schon vieles richtig, wenn man von dem ganzen industriell und massenweise hergestellten Kram Abstand nimmt. Und sich bei dem Süßkram zurückhält. Und für mehr würde ich mir moeffjus Vortrag als Grundlage nehmen, um selber schlauer zu werden. Wie er richtig sagt: "Muss man denn alles selber machen? Ja, man muss." (zumindest wenn es um wichtige Dinge geht).

Ich hab ja grad ein kleines Experiment von 30 Tagen ohne Koffein laufen (kein Kaffee, keine Schokolade, …). Nach 2 Wochen stelle ich noch keinen Unterschied fest. Scheint, ich hätte ein eingebaute Koffein-Toleranz, das Zeug hatte bei mir noch nie gewirkt ;-) Das ist nur ein Beispiel, dass Ernährung in gewissen Rahmen auch unterschiedlich von Mensch zu Mensch ist.

Dirk Deimeke am :

*Ich habe die Kritik gelesen und nehme sie auch ernst. Für mich kann ich sagen, dass - selbst für den Fall, dass alles spekulativ ist - sie für mich wirkt und gut ist und das in vielfacher Hinsicht.

Meine Kritik an der Kritik ist, dass sie vieles in einen Topf wirft, was nicht unbedingt zusammengehört.

Aber auch da gilt, jeder muss es für sich selber herausfinden. Ich finde es schlüssig und es passt auch zu mir.

Sandzwerg am :

*Ich verfolge das ganze durchaus mit einem gewissen Interesse. Kris Köhntopp hat seine Ernährung ja auch ähnlich umgestellt und der schon erwähnte Vortrag von moeffju geht ja auch in eine sehr ähnliche Richtung. Für mich als Vegetarier ist ein Großteil davon aber nicht wirklich praktikabel. Mehr Fleisch ist meiner Meinung nach auch aus anderen Gründen, Stichwort Welternährung, keine gute Idee. Andere Aspekte wie Regionales einkaufen, weniger Zucker und keine E-Nummern kann ich nur Unterstützen.

Insofern bin ich etwas Zwiespalten, freue mich aber wenn das ganze für euch Funktioniert.

Dirk Deimeke am :

*Paleo geht auch vegetarisch, allerdings muss man da wahnsinnig aufpassen, dass genug von allen Nährstoffen aufgenommen wird.

Aber das gilt auch für das Vegetarier-Dasein ohne Paleo.

Arthur Schiwon am :

*Na, nicht wirklich. Ich bin Vegetarier seit nun mehr 15 Jahren und das einzige auf das ich aufpassen muss sind versteckte Fleischzutaten wo man sie nicht erwartet (z.b. einige Chipssorten, um wieder zu Junk zu kommen). Ich bin da auf einer Linie mir unserm Kinderarzt: um heutzutage (zumindest in der ersten Welt ) irgendworan nen Mangel zu erleiden , muss man sich wirklich anstrengen.

Wie angedeutet, ist es wichtiger Essen von Müll (McDoof, Nestlé, etc.) zu unterscheiden und bewusst mit Süßkram umzugehen - dann sollte man unabhängig von der gewählten Speiseart gut leben. (meine Theorie )

Dirk Deimeke am :

*Meine Frau hat über zehn Jahre vegetarisch erlebt und hatte immer Probleme mit ihrem Eisenhaushalt. Und nein, Spinat hilft nicht.

Generell ist es so, dass der Mensch für Mangelernährung ausgelegt ist, nur darf dieser Mangel nicht dauerhaft sein.

Und ich kann aus eigener Erfahrung zustimmen, dass man nicht glaubt, wo überall tierische Bestandteile zu finden sind ... Zucker, der durch Knochen gefiltert wird, ist das, was mir sehr übel im Kopf geblieben.

Arthur Schiwon am :

*ich hatte nie Probleme mit Eisen, und Spinat esse ich doch eher ganz selten. Das Zeug hat aber keinen größeren Eisen-Anteil als andere Lebensmittel. Und davon gibts ne Menge (diverse Getreide, Nüsse, Brokkoli, Kichererbsen, etc. pp.) und es hängt auch vom eigenen Körper ab wie gut das rausgezogen wird. Vitamin C soll helfen. Nichtsdestotrotz kanns ja von Körper zu Körper unterschiedlich sein, was die Aufnahme angeht.

das mit dem ZuckerZucker hab ich noch nicht gehört, klingt aber widerlich.

Dirk Deimeke am :

*Du bist auch keine Frau :-)

Ansonsten stimme ich Dir zu. Menschen sind verschieden und die Aufnahme von Nährstoffen ist auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

(Könntest Du bitte bei Deinen Antworten auf "Antwort" unter dem Kommentar klicken, auf den Du Dich beziehst? Dann muss ich das nicht manuell machen. Danke!)

Arthur+Schiwon am :

*sorry, das antwortformular war da so verlockend, das ich jeden anderen link ignoriert habe ;-) gelobe Besserung

Iris am :

*Hi Dirk, ich mag deinen Pareto-Ansatz. Das hat mich gleich an mein früheres Studium erinnert. Mit 20% Lernaufwand 80% Erfolg ;-)

Paleo ist so interessant, weil es kein Dogma ist sondern eine Blaupause und deutungsspielraum gibt. Du hast die Grundregeln perfekt zusammengefasst. Nach denen lebe ich auch und schreiben auch in meinem Blog seit ein paar Monaten darüber. Es geht mir besser denn je!

Freut mich, wenn du mal vorbei kommst und schaust.

LG Iris

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