Skip to content

Acht Jahre Schweiz ...

schweiz Gestern war der Tag, an dem sich meine Ankunft in der Schweiz (oder Auswanderung) zum achten Mal jährt. Silvia ist damals nachgekommen, nachdem klar war, dass die Probezeit bestanden war. Interessanterweise sind wir erst im letzten Jahr so richtig angekommen und fühlen uns auch integriert. Wir gehen davon aus, dass das nicht an der Schweiz liegt, und dass wir auch ähnlich lange gebraucht hätten, in anderen Regionen in Deutschland so richtig Fuss zu fassen. Klar, in anderen deutschen Regionen wären wir nie Ausländer gewesen, der Teil fällt in Deutschland weg.

Ja, wir haben auch erlebt, was Ausländerfeindlichkeit ist und ich würde nie wieder einem Türken in Deutschland sagen, er solle sich nicht so anstellen, er hätte es doch gut. Dafür schäme ich mich heute. Es ist sehr gut, einmal auf der anderen Seite zu stehen, das hilft, einen klaren Blick zu bekommen.

Mir ist wichtig zu erwähnen, dass Integration eine zweiseitige Angelegenheit ist und nicht nur in der Verantwortung desjenigen liegt, der neu dazu kommt. Auch die "andere Seite" muss gewillt sein, die "Neuen" zu integrieren.

Oder, um es anders zu sagen, wer mir mit dem Spruch kommt "Das sind Gäste, die sollen sich auch wie solche verhalten.", dem rufe ich entgegen "Sie werden es bestimmt tun, wenn Du Dich wie ein Gastgeber benimmst.".

Trackbacks

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Martina Diel am :

*Oder, um es anders zu sagen, wer mir mit dem Spruch kommt "Das sind Gäste, die sollen sich auch wie solche verhalten.", dem rufe ich entgegen "Sie werden es bestimmt tun, wenn Du Dich wie ein Gastgeber benimmst.".

Das ist ein sehr guter Gedanke, danke dafür.

Dirk Deimeke am :

*Gerne!

Mich ärgerte und ärgert schon lange die Sicht, dass nur eine Seite etwas tun muss.

vinz am :

*Den Satz find ich auch ganz toll und treffend!

Wolfgang Stief am :

*Von Regensburg nach München habe ich damals sechs Jahre gebraucht, bis ich mich heimisch fühlte. Und das war sogar innerhalb des selben Bundeslandes. Aufgewachsen am Dorf neben einer Kleinstadt, war Regensburg (Studium) noch überschaubar, aber in München kam ich dann eine ganze Weile mit der Größe und der Mentalität nicht zurecht. Mittlerweile lebe ich wieder am Land und darüber bis auf ein paar lästige Kleinigkeiten sehr froh.

wolfgang

Dirk Deimeke am :

*Danke, dass Du mich da bestätigst.

Ich komme aus dem Ruhrgebiet. Eine ähnliche Mentalität findet sich nur in Berlin. Alles andere wäre ein sehr grosser Schritt.

Spannend finde ich, dass viele denken, dass Integration auf Anhieb funktioniert. Es ist ein langer Prozess, bei Dir sechs und bei uns sogar mehr als sieben Jahre.

vinz am :

*Mir geht es da ähnlich:
Aufgewachsen in einer Kleinstadt in der Nähe, lebe ich jetzt seit gut 8 Jahren in Augsburg und hatte mit einer Unterbrechung davor schon 2 Jahr hier gelebt. Aber trotz dieser langen Zeit habe ich mich nie komplett integrieren können. Ich fühlte mich hier zwar lange Zeit durchaus wohl, aber so richtig heimisch und der Stadt verbunden bin ich nicht geworden. Und aus meiner Sicht ist es genau diese Zweischneidigkeit der Integration: Ich habe es nie so 100%ig versucht und bekam dafür rückblickend von "der Stadt" auch eine halbseidene Antwort.
Die Gründe sind vielfältig, herauszuheben ist da aber auch die Größe. Mit ihr komme ich zwar gut klar, aber sie gibt mir nichts (mehr). Deshalb gehen die Pläne inzwischen auch wieder deutlich Richtung Wegzug und Kleinstadt.

Dirk Deimeke am :

*Es hat auch immer mit Erwartungen zu tun.

Ich fühle mich mittlerweile in der Schweiz zu Hause, meine Heimat ist und bleibt aber das Ruhrgebiet und da insbesondere Wanne-Eickel. Eine solche Beziehung kann ich zu keinem Ort der Welt aufbauen.

"Eigentlich" bin ich Kind der Grossstadt, fühle mich jetzt aber auch auf dem Land ganz wohl, nicht nur weil es deutlich besser für Hunde und Pferd ist ...

bruno am :

*Ich kann mit dem Spruch "Das sind Gäste..." nicht viel anfangen. Wenn ich irgendwo hinziehe bin ich kein Gast sondern höchstens "Neuzuzüger". Egal ob im gleichen Land oder in einem anderen.
Wenn ich irgendwo zu Besuch bin, dann bin ich Gast. Dann ist meine Abreise aber auch bereits wieder vorgesehen und das in der Regel in einem überschaubaren, nicht allzulangen Zeitbereich.

Wenn ich irgendwo hinziehe, gehe ich dahin wohnen, arbeiten, leben und mich gesellschaftlich und politisch für mein Umfeld interessieren. Das empfand ich für mich jeweils so und "unterstelle" es auch allen, die "zu mir" ziehen, egal ob aus einer anderen Schweizer Gemeinde oder aus dem Ausland.

Segs wis well, herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und auf viele weitere, hoffentlich zufriedene, Jahre bei uns diebischem Bergvolk. :-)

Dirk Deimeke am :

*Vielen Dank, Bruno.

Ich sehe das genauso wie Du. Wobei das Interesse alleine nicht reicht. Es ist zusätzlich das "Wollen" der Einheimischen notwendig, dass Integration gelingen kann.

Der andere Punkt ist, dass die Kollegen aus dem Lager weitab der Mitte oft dieses Argument bringen "Sie sollen sich endlich wie Gäste verhalten" und da habe ich die im Artikel beschriebene Meinung.

bruno am :

*Das ist klar. Idioten gibt es überall und die Leute, die du hier ansprichst, sind nun mal einfach Idioten, anders kann und will ich das nicht formulieren. Und mit denen diskutiere ich nicht (mehr). Den "Fehler" habe ich früher mal gemacht und es ist schlicht und einfach zwecklos.

Der andere Punkt ist das Wollen der Einheimischen und da gebe ich dir vollumfänglich recht. Das vergessen leider viele meiner Mitbürger, dass Integration keine Einbahnstrasse ist. Das auch von mir Integrationsbereitschaft und Interesse für Neuzuzüger aus anderen Kulturen gefordert ist, wenn ich das von ihnen verlange.

Hagen Graf am :

*Ich kann bestätigen, das man immer etwas Zeit braucht um eine Umgebung und "die Menschen" dort ansatzweise zu verstehen. Aber das ist halt "Leben" für mich. Auf unterschiedlichen Ebenen dauert es unterschiedliche Zeiten. Alles Organisatorische geht recht schnell, alles was mit Kultur und Sprache zu tun hat, geht nur, wenn man da mitmacht und die Sprache lernt. Es kommt auch darauf an, wie "tief" ich in so eine Umgebung "einsteigen" will. Ich war beispielsweise sechs Monate in der Schweiz (deutschsprachig) und konnte dann nach und nach Gesprächen in Schwyzerdytsch folgen (wichtig in Meetings :-) ). Es würde aber wahrscheinlich 1 bis 2 Generationen dauern, bis ich die Umgebung vollumfänglich "verstanden" hätte, besonders die feinen unsichtbaren Hierarchien, Geschichten und Verbindungen. Ich halte das auch nicht für 100% notwendig. Man lernt immer voneinander. Ich lerne etwas in so einer Situation und bringe auch etwas ein. Dadurch verändert sich auch die Umgebung.
Begriffe wie "heimisch fühlen" fallen mir schwer. Das was ich tue, kann ich überall auf der Welt machen und tue das auch. Heimat ist für da da, wo ich gerade bin, wo es mir gut geht und um mich herum freundliche Menschen sind. Momentan ist das in Fitou, Frankreich (seit 2006). Kann aber morgen auch woanders sein :-)

Dirk Deimeke am :

*Ich möchte für mich deutlich zwischen "Heimat" und "zu Hause" unterscheiden. "Heimat" ist da, wo ich meinen Ursprung habe, "zu Hause" ist da, wo ich mich zu Hause ("heimisch") fühle.

Schweizer haben es nicht so gerne, wenn Deutsche sich in Mundart versuchen, was die Integration enorm erschwert. Das Verstehen des ortstypischen Dialektes halte ich allerdings für elementar. Bei mir hat es knapp drei Monate mit geduldigen Kollgen gedauert.

Meine eigentliche Arbeit - System Administration/Engineering/Architecture - kann ich auch von jedem Ort machen, der einen Internetzugang bietet. Für meine derzeitige Arbeitgeberin darf aufgrund gesetzlicher Regelungen ich nur in der Schweiz arbeiten.

Hagen Graf am :

*Ja die "Heimat" ist schon so eine Sache.
In der englischen Wikipedia findet man dazu:
"Heimat is a German concept. People are bound to their heimat by their birth and their childhood, their language, their earliest experiences or acquired affinity. "
Ich glaube, mir fehlt diese Verbindung zu meinen Geburtsort, daher bringe ich die Begriffe oft durcheinander. Ich glaube auch, keiner hat es gern wenn er/sie den "Neuen" oder die "Neue" nicht verstehen kann (weil andere Sprache).
Oft fehlt auch Lust und vor allem Zeit, dessen Sprache zu lernen oder sich Allgemein auf "etwas Neues" einzulassen. Von daher sollte der, der kommt, sich schon ein wenig "bemühen" oder man einigt sich auf eine Sprache die beide können. Aber das Phänomen ist schon interessant, wie Leute langsam mit einer Umgebung "verwachsen". Ich bemerke das auch oft bei Leuten, die "Ihr Zuhause" in einer Firma oder Organisation finden, also unabhängig von einem Land.

Dirk Deimeke am :

*Na, ja, da liegt die englische Wikipedia falsch. Hier in der Schweiz muss man als Schweizer sogar den Heimatort angeben.

Eine gemeinsame Sprache halte ich genauso wie Du schon für wichtig. Ich spreche hier Hochdeutsch - die Schweizer sagen Schriftdeutsch - weil die meisten meinen Heimatregiolekt nicht verstehen können (oder wollen), fordere aber mein Gegenüber auf, Mundart zu reden.

Kommentar schreiben

Gravatar, Favatar, Pavatar, Identica, Twitter, MyBlogLog Autoren-Bilder werden unterstützt.
BBCode-Formatierung erlaubt
Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.
Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.
:'(  :-)  :-|  :-O  :-(  8-)  :-D  :-P  ;-) 
Formular-Optionen