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It is to late now to stop the process. This was your choice, you let it in...

Ende Oktober 2011

Manchmal frage ich mich, ob ihr die Stimmen auch hören könnt? Habt ihr auch totales Chaos im Kopf, wenn ihr gestresst seid? Seht ihr die Schatten auch aus den Augenwinkel und wenn ihr euch umdreht, war da doch nichts? Und wenn da nicht manchmal das Gefühl wäre, dass das Leben noch nicht mit dir fertig ist ...

Ich bin ausgewandert, so ganz ohne Fernsehsendung, einfach so. Nicht alleine, aber ausgewandert. Nicht das erste Mal, dass mir der Boden unter den Füssen fortgerissen wurde, es geht ja immer schlimmer. Andere wandern bestimmt mit grossen Erwartungen und vielen Wünschen aus, alles soll schöner und besser werden. Ich nicht, ich bin einfach ausgewandert. Und hier war ich dann, keine neue Arbeit, laut neuem Ausweis "Familienzuzug, zum Verbleib beim Ehemann", keine Freunde, na gut, die hatte ich vorher auch nicht, aber wir haben jetzt ein Haus, dass sich manchmal räumlich ausdehnt. Ihr wisst schon was ich meine ... immer ein Raum mehr zum putzen oder zum einsam sein.

Als ich gegangen bin, haben sie mich vorher gefragt, was ich denn jetzt mit meinem Leben machen will. Tolle Frage. Weil mir nichts besseres eingefallen ist, habe ich gesagt, dass ich Hundetrainer werde. Das bin ich jetzt seit einem Jahr. Meine Hunde finden das gut, weil ich jetzt nicht mehr so viel rumerziehe wie früher. Und schon sind wir an dem Punkt, an dem alles anfängt. Ihr wisst jetzt, dass ich verheiratet bin, mindestens zwei Hunde habe, Hundetrainerin bin und nicht zu vergessen, ich bin ausgewandert. Ach ja, aus Integrationsgründen habe ich auch einen Job im Dorfsupermarkt angenommen, den kündige ich jetzt aber, schliesslich wollte ich Hundetrainer sein und nicht an der Kasse sitzen und Regale einräumen.

Ihr könnt jetzt noch aussteigen, bis jetzt ist noch nichts passiert.

Ich muss euch noch sagen, dass ich mich oft für sozial unkompatibel halte, mein Mann hasst es, wenn ich das sage. Wäre ich noch ein Kind, würden sie wieder sagen, ich bin schwer erziehbar. Andere, die so sind wie ich, finden mich normal, die, die mich verstehen, denken, ich weiss einfach nur was ich nicht will. Soziale Kontakte versuche ich zu meiden. Mir ist das zu anstrengend, mich zu unterhalten, wenn ich nicht sagen kann oder soll, was ich denke. So wurde mir das beigebracht, deswegen kann ich oft nicht sagen was ich will, weil ich immer erst darüber nachdenken muss, wie das bei anderen ankommt oder was sie dann über mich denken könnten. Also sage ich einfach nichts, und meistens gehen wir dann kein zweites Mal mit diesen Leuten aus. Mir macht das nichts. Ich habe auch soziale Kontakte, zu denen ich mich zwinge, das sieht für meine Mitmenschen dann normaler aus. Für mich ist das anstrengend, weil ich mich immer daran erinnern muss. Schreib eine E-Mail, frag ob wir mal wieder ausgehen sollen und so weiter. Das ist echt Stress. So Sachen stehen in meinem Terminkalender. Es gibt auch Menschen in meinem Leben, die sind so ähnlich wie ich und das ist gut.

Jetzt denkt ihr bestimmt, da hat sie sich aber was vorgenommen. Interaktion mit Mitmenschen als Hauptberuf. Ja, dass wird nicht einfach. Ich hatte ja zwei Jahre Zeit an der Supermarktkasse. Sprachlich ist das nicht so die Herrausforderung, menschlich etwas schwieriger. Wenn ich mich konzentriere, dann klappt das sogar mit dem Smalltalk. Das grosse Problem ist eigentlich nur, dass mich meine Mitmenschen nicht interessieren. Mich regt das eher auf, was die erzählen, weil die Sachen so kompliziert machen. Es gibt Ausnahmen, die wissen wer sie sind. Ganz bestimmt ist in meinem Kopf da was schiefgegangen.

Letzte Möglichkeit zum gehen. Hier fängt die Sache nämlich an. Ich habe mich entschieden, meinen Aushilfjob zu kündigen, eine Hundeschule zu eröffnen und einen Halbmarathon zu laufen. Ab heute noch acht Tage, bis ich meiner Chefin sage, das ich gehe. Noch elf Monate bis zum Halbmarathon und zweieinhalb bis zu Hundeschule.

Entspannteres arbeiten durch Willen zur Kündigung. Daraus sollte ich vielleicht was machen. Heute war der erste Arbeitstag nach meiner Entscheidung. Hat sich gut angefühlt, kein wirkliches Egalgefühl, aber fast.

Und dann ist da noch der Halbmarathon. Ich wollte schon immer laufen. Jetzt mache ich das mal, als Ausgleich zum reden und schreiben. 21,1 Km, ich schaffe nicht mal einen, aber mein Trainingsplan macht mit Mut, nur 36 Wochen. Da gibt es auch Workshops und Seminare, wie beim Hundetraining. Mein erster ist am Tag vor der Kündigung. Dann bin ich bestimmt entspannter, oder völlig fertig. Reden muss ich dann trotzdem und noch sagen was ich nicht will.

Ihr fragt euch, warum ich mein Leben so über den Haufen werfe? Ihr habt recht, es ist alles da. Ehemann, Hunde, Haus, Arbeit und auch Geld. Nur ist das nicht das was ich will, nicht mehr. Vor einigen Monaten habe ich eine falsche Bewegung gemacht und da waren sie weg. Meine Beine haben ihren Geist aufgegeben, für zehn Tage. Dann waren sie wieder da, nur unwilliger. Was auch nicht da war, waren der Grossteil meiner hart erarbeiteten sozialen Kontakte. Lektion gelernt. Achte auf deinen Körper und auf deinen Geist. Zehn Tage, in denen ich mir überlegt habe, was wird.

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Kommentare

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Patrick am :

*Wirklich toll was du da machst.

Das mit dem Schatten im Augenwinkel kann ich nachvollziehen, ist aber nur ein Streich des Gehirn.

Soziale Kontakt sind .. interessant. Ich sage gern immer wieder das ich Menschen hasse, auch gern im öffentlichen Raum (daher poste ich es auch).

Natürlich ist es etwas überspitzt, ganz klar, aber es hat etwas wahres.

Ich bin auch kein Fan von sozialen Kontakten. Aber ich hab meinen engeren Kreis von Leuten (die ich an einer Hand abzählen kann). Viele verstehen das nicht. Aber ich fühle mich sehr wohl mit diesen Menschen.

Ich kann sagen was ich denke, ohne es ständig zu überprüfen. (Als wie würde ich das machen...)

Aber das tolle für mich: Die Kommunikation mit diesen Menschen ist nicht anstrengend. Das sieht bei anderen Menschen komplett anders aus.

Silvia am :

*Danke, Patrick.

Da ich dieses Jahr etwas komplett neues mache, musst ich vorher mal den Kopf freibekommen...

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