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It is to late now to stop the process. This was your choice, you let it in... 04

März 2011

Irgenwie habe ich es kommen sehen. Aus dem Augenwinkel. Ein Schatten. Und Bam. Dann waren sie weg. Mein erster Gedanke: "Scheisse, wer soll jetzt meine Arbeit machen?" Das sagt viel. Die Schmerzen im Rücken sind unerträglich. Ich muss aufstehen! Meine Mutter hat immer gesagt, du musst weiterlaufen, dann tut es nicht mehr weh. Also, aufstehen. Stütz dich ab und hoch. Ok. Hier stimmt was nicht. Meine Beine sind da wo sie hingehören, nur hat das keiner meinem Kopf gesagt. Egal. Laufen kann ich auch ohne Gefühl. Nur die verdammten Schmerzen im Rücken. Ich bin nass geschwitzt. Wieso kommt keiner? Auf nach vorne in den Laden. Schritt für Schritt. Ohne Stütze geht gar nichts. Gemüserollis sind toll. Jetzt geht es besser. Nur noch ein paar Stunden bis Feierabend. Ich schaffe das. Die Rettung. Mein Mann kommt. Klar bring er mir Schmerztabletten. Die Tabletten wirken nicht. Feierabend. Zu Hause kann ich mich hinlegen. Das wird schon. Erstmal schlafen.

Nichts wird. Meine Beine streiken. Und jetzt? Mein Hausarzt hat Urlaub. Bitte nicht. Die Schmerzen bringen mich noch um. Auf ins Spital - Notaufnahme. Das war es jetzt also. Schmerztabletten. Krankenhaushemd. Der Arzt ist nett. Stellt zu viele Fragen. Der Pfleger läuft zu schnell. Ich komme nicht mit. Meine Beine sind wie Blei. Das wird nichts, es tut immer noch weh. Beine hochheben? Der hat Wünsche. Wenn das ginge, wäre ich bestimmt nicht hier. Nein, sicher bleibe ich nicht. Ich will nur noch in mein Bett. Mir ist das hier zu anstrengend. Habe immer noch nichts begriffen. Noch mehr Schmerzmittel. Endlich raus. Ich will nur schlafen. Als ich wach werde, gucken mich zwei sorgenvolle Augen an. Langsam. Ein klarer Gedanke. Was ist passiert? Ich muss mal. Das muss warten. Meine Beine, wisst ihr!

Solange ich meine Medikamente nehme ist alles gut. Laufen ist wie Fahrradfahren. Gelernt ist gelernt. Ich muss aufpassen, wohin ich gehe. Alles ohne Gefühl. Schlafen. Tabletten. Ein paar Minuten laufen. Essen. Schlafen. Wach werden. Was wird jetzt? Ich betrachte das ganz nüchtern. Ohne funktionierende Beine geht gar nichts. Wie wahr. Wohin mit den Hunden? Die gehören doch zu uns. Und arbeiten? Was ist mit dem Haus? Ich komme nur unter Mühen die Treppen rauf und runter. Die Realität hat mich wieder. Hier liege ich. Egal wie ich es drehe. Ich muss laufen. Mein Rücken schmerzt. Die Ärzte sind optimistisch. Das wird wieder. Meine Kollegen drängeln. Wann kommst du wieder arbeiten? Ich muss mich mal setzen. Eins nach dem anderen. Jetzt schmeisst mein Mann den Laden. Ich werde gesund. Jeden Tag ein bisschen mehr. Wenn nicht die plötzlichen Schmerzen im Rücken wären. Noch mehr Tabletten. Es wird besser. Ich will laufen. Dann kommt die Physiotherapie. Keine Tabletten mehr. Mehr Gefühl in den Beinen. Weiter laufen.

Jeden Tag ein Schritt mehr. Mein Physiotherapeut kennt keine Gnade...
Recht hat er. Die eineinhalb Jahre Tai Chi Chuan haben sich ausgezahlt. Es hätte schlimmer kommen können. Mein Mann muss wieder arbeiten. Ich auch. Mein Arzt zeigt sich wenig begeistert. Ich bin stolz, dass ich die einfachen Dinge alleine machen kann. Ein Glas Wasser einschütten, ohne gleich wieder vor Schmerzen zu vergehen. Schritt für Schritt. Ich verharre in Bewegunglosigkeit. Die alltäglichen Dinge zählen. Nicht weiter denken. Dankbar sein. Nur keine Wünsche mehr haben. Ich habe Angst, aber wenigstens habe ich meine Beine wieder. Der Sommer kommt. Ich arbeite, trainiere und warte. Dann kommt der erste Rückfall. Mein Rücken - Mist.

Ihr wisst das bestimmt, man braucht oft erstmal eine Tritt in den Hintern. Zwei Tage liegen reichen mir. Wie dumm kann ich nur sein? Wie konnte ich zulassen, dass mein Leben nur noch aus arbeiten, Angst und Übungen besteht. Hier stimmt doch wieder was nicht. Sicher bin ich dankbar! Aber ich habe meine Beine nicht wieder, damit sie stillstehen. Was war mit den grossen Träumen und Zielen. Ich will Hundetrainer sein. Standortbestimmung. Ich brauche ein Bier, mindestens. Ich weiss, das ist keine Lösung, aber es entspannt mein Hirn. Und dann kommen sie. Die bösen Geister, die ich die letzten Wochen und Monate ignoriert habe. Vorstoss Nummer eins. Ich will mein Ding machen, dafür brauche ich meinen Computer. Der ist nagelneu und kaum benutzt, weil ich nicht mehr in meinem Bürostuhl sitzen kann. Ein neuer Stuhl muss her. Hilfe kommt von unerwarteter Seite. Ich kann den Stuhl sofort mitnehmen, er schickt mir dann die Rechnung. Unglaublich. Ich kann zwar erstmal nur fünf Minuten hier am Schreibtisch sitzen. Für eine EMail reicht das.

Wieder Entschuldigungen. Das Wetter ist so schön. Ich lese lieber ein Buch. Mindestens der achte Schundroman in zwei Wochen. Ich gehe lieber raus. Mein Büro bleibt verwaist. Selbständig kann ich mich ja auch noch später machen. Ich gehe mir aus dem Weg. Seit Wochen habe ich kein Buch über Hundetraining mehr angefasst. Wovor habe ich Angst. EMails von Trainerkollegen beantworte ich nur noch sporadisch. Ich muss mich ja sonst mit mir auseinandersetzen. Und auch noch eine Meinung haben. Zu viel. Dann kommt ein Anruf. Und wieder. Bam. Diesmal nicht ich. Das Leben ist kurz. Ich brauche ein paar Tage zum Luft holen. Wir reden viel in dieser Zeit. Über das Leben. Überleben. Die Zukunft. Gedanken und Ideen. Und plötzlich beisst sich die Ratte in den Schwanz.

An diesem Punkt war ich doch schon mal. Eine kosmische Anomalie? Bevor ich ausgewandert bin. Stellt euch eine Superachtfilm während des zurückspulens vor. Und Stopp, Aktion. Ich bestimme mein Leben. Ich entscheide was ich nicht will.

Ich fange an Richtung Norden zu laufen.

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