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It is to late now to stop the process. This was your choice, you let it in... 03


Il dolce far niente. Ich fass es nicht. Mit all meinem Mut bin ich zur Ausbildung gefahren. Fremdes Land, fremde Leute und die Sprache. Die Fahrt ist die längste meines Lebens, Auswandern ist für Anfänger. So viel geht mir durch den Kopf. Mein Bauch denkt mit, dem gefällt was ich tue. Noch 17 Kilometer Tunnel, ein paar Seen, ich habe Hunger. Da bin ich. Was kann jetzt noch kommen? Schlimmer wird es wohl nicht, auch hier sprechen sie nicht meine Sprache. Ich klingel dann mal.

Meine fleissig gelernten Sprachfetzten werden überhört. Ob ich einen Kaffe möchte? Ich bin ein bisschen zu früh, aber willkommen. Und schon werde ich in die Küche buxiert, fünf Hunde gucken mich erwartungsvoll an, mit meiner Ausbilderin weiss ich kein Wort zu reden. Verflixter Smalltalk. Der Kaffee tut gut. Jetzt ist es soweit. Der erste Tag. Die anderen sind mittlerweile auch da. Himmel, wo soll ich mich nur hinsetzen? Der richtige Platz entscheidet alles. Will ich rechts und links noch jemanden haben? Ganz an den Rand? Wieder geht es um Sozialkontakte.

Ich kann das. Tief durchatmen. Und dann bricht der Sturm los. Ich finde mich in einem Gewirr aus Sprachen wieder. Alle davon sind meine! Ich muss nichts entscheiden, ich werde dann mal hingesetzt. Keiner fragt woher ich komme, nur nach meinem Namen. Hier stimmt doch was nicht. Organisation ist alles. Unerwartet bekomme ich Hilfe. Und schon ist wieder Zeit für Kaffee. Wo kann ich mich verstecken? Stopp! So schlimm ist das ja gar nicht. Die sind hier richtig nett. Und dann haut es mich um, die wollen mich verstehen, unglaublich. Mit Händen und Füssen oder einfach mit der Hilfe eines anderen. Draussen regnet es. Der erste Tag geht zu Ende.

Das Essen ist nicht gut. Das Zimmer auch nicht. Himmel, wo bin ich jetzt gelandet? Dass ich den Paten gesehen habe, das rächt sich jetzt. Ich möchte hier gerne verschwinden. Wie soll ich nur zweimal hier übernachten? Abendessen. Lächelnde Gesichter setzen sich zu mir an den Tisch. Gerettet. Ich muss nicht alleine frühstücken. Schon wieder Glück. Hier stimmt wirklich was nicht. Die Tage vergehen, ich bin müde aber vollkommen entspannt. Mit allen guten Wünschen im Kofferraum fahre ich wieder zurück. Nach Hause?
Alles sprudelt aus mir heraus. Mein Mann guckt mich komisch an. Zurecht. Das nächste Wochenende plane ich direkt. Ein neues Hotel muss her, jemand, der mir ein Zimmer reserviert. Ein Sprachkurs wäre nicht schlecht. Zurück auf Null. Nächster Versuch. Ein paar Wochen später.
Mir macht die Herzlichkeit Mühe, die erinnern sich noch an meinen Namen. Wieder Zeit für Kaffee. Ich gehöre dazu. Mittagspause. Unsere Gastgeberin kocht wie der Teufel und gut. Das neue Hotel. Ob das mal gut geht.

Kennt ihr diese Slowmotionanimationen, in denen der Protagonist eigentlich steht, doch imaginär hinten über kippt. Stellt euch das jetzt vor. Ich vor dem Hotel. Andere haben das Hotel auch gewählt. Ich an der Eingangstür. Eine Frau kommt mir entgegen, lächelnd. Das kann nicht so schlimm werden. Meine Tasche hinter mit, mein Kopf sucht die richtigen Worte. Dann passiert es. Meine Augen werden gross. Ich bleibe stehen und lächle, lächeln kann ich. Mein imaginäres Ich, verliert das Gleichgewicht, mein Bein rutscht weg, ich versuche mich zu retten, das andere Bein ist in der Luft. Meine Arme rudern ohne Halt. Ich sitze auf dem Hosenboden. "Du bist bestimmt Silvia, wir haben dich erwartet". Ja klar! Sicher habt ihr das. Was passiert hier nur?

Ich habe den Vortrag vergessen. Den muss ich gleich halten. Ein Thema unserer Wahl. Meine Wahl: Pizza. Kein Wort will raus. Das ist es wieder. Sprich. Sage ich das Richtige? Was denken die über mich? Verstehen die was ich sage? Vorbei. Das wars. Danke. Vom Gong gerettet. Kaffeepause. Wo ist das Loch im Boden, wenn ich es brauche? Rausschleichen gildet nicht. Beim Abendessen bin ich nicht alleine! Alles um mich rum ist laut und fröhlich. Ich mittendrin. Unfassbar. Erleichtert. Ausgehungert nach Leben stürze ich mich auf meine Pizza.

Das süsse Nichtstun auf Zeit. Kein innerer Kampf. Einfach sein, mit anderen. Nicht darüber nachdenken, was sie wohl denken. Habe ich wieder was falsches gesagt. Egal. Die Fragen nach. Dann kommt das Ende mit Aufschub. Vulkane sind toll, besonders, wenn sie ausbrechen. Ein bisschen so wie ich. Da ist es wieder. Ich muss gehen. Mit guten Wünschen, einem Zertifikat und dem Versprechen, dass wir uns wieder sehen. Sicher. Der Kontakt zu einigen bleibt, lose, über das Internet. Ich bin jetzt Hundetrainer. Es ist Zeit auch andere davon zu überzeugen. Ich kann sie plötzlich wieder sehen. Türen und Steine - Steine und Türen.

Erstmal Urlaub und dann mit grossen Plänen zurück an die Kasse. Wie war das doch mit der Rechnung und dem Wirt ... Wie ihr euch denken könnt, ist nicht alles so gelaufen, wie ich das geplant habe. Gesetze ändern sich. Mutlosigkeit macht sich breit. Ich schiebe alles vor mir her. Ich trauen denen hier nicht. Die Zeit läuft. Trost finde ich an der Kasse. Immer noch besser als gar nichts. Mein gewähltes Leid, der Dorfsupermarkt. Ich habe das nicht besser verdient. Die haben mir das zu leicht gemacht, jetzt ist es wieder an mir. Ich brauche Kontakte. Das geht auch noch nächsten Monat.

Ich habe das Gefühl. dass das Leben sich auf jeden Fall bemerkbar macht. Wenn etwas nicht so läuft, wie es das will. Erst ganz leise. Unzufriedenheit. Ein leichter Wink mit dem Zaunpfahl. Unmut. Wenn du nicht hörst, dann schlägt es zu, mit aller Macht. Keine Chance es zu ignorieren. Du hast nicht viel Zeit.

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