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Burka-Diskussion ...

gedanken Ich habe sehr lange überlegt, ob ich etwas zu der Burka-Diskussion schreiben soll, aber ich möchte dazu gerne einen Gedanken loswerden.

Wenn die Burka kein Symbol der Unterdrückung ist, müssen wir nichts machen, richtig? Nur, weil das fremdartig aussieht, ist es noch kein Grund, dass es auch verboten werden muss. Sonst kommen wir dazu, dass kunstvoll zerrissene Kleindungssücke, Miniröcke, Tops, Leggings, Kurze Hosen bei Männern, ... auch verboten werden müssten.

Wenn es aber wirklich ein Symbol der Unterdrückung ist, dann wird die Burka aus unserem Alltag verschwinden. Apropos, aus unserem Alltag, wie viele von denen, die so laut schreiben, haben überhaupt schon einmal eine Burka gesehen? Nein, nicht im Fernsehen, ich meine Live, so echt jetzt.

Wenn also die Frauen unterdrückt werden und aus diesem Grund die Burka tragen müssen, werden diese Frauen bei einem Verbot gar nicht mehr auf die Strasse dürfen und quasi "Stubenarrest" bekommen. Die Unterdrückung hört nicht auf, nur weil man ein Kleidungsstück verbietet.

Vielleicht bin ich wirklich ein "zu alter Sack", aber ich kann mich daran erinnern, dass einige - glücklicherweise nur die Minderheit - türkische Gastarbeiter ihren Frauen verboten haben (!), die Landessprache zu lernen, weil sie sich sonst zu viele Freiheiten abschauen könnten und tatsächlich integriert werden würden. Das war nicht gewollt.

Ich bin auch dagegen, dass Frauen unterdrückt werden, denke aber, dass das Verbot eines Kleidungsstückes die Unterdrückung nicht beendet. Viel stärker sollte am veralteten Frauenbild gearbeitet werden.

Und, liebe Schweizer, die "Arbeit am veralteten Frauenbild" trifft auch Euch, da lässt sich leider auch nicht mit dem Dialekt argumentieren. Es heisst nicht "das Heidi" oder "das Mami" oder "das Grossi" (Grossmutter), auch im Dialekt gibt es den weiblichen Artikel. Frauen sind keine Sachen.

Einen Schritt weiter - aber das ist ein ganz anderes Thema - ist es so, dass verheiratete Paare durch die Steuer bestraft werden, wenn beide Partner berufstätig sind, dahinter steckt ein sehr veraltetes Familienbild, das sich so heute nicht mehr halten lässt.

Ich finde es sehr spannend, dass bei der ganzen Diskussionen nie die Frauen zu Wort kommen. Tatsächlich ist es so, dass selbst die grössten Befürworter des Burka-Verbots noch nie mit einer Frau gesprochen haben, die die Burka trägt. Es gibt nämlich auch da Frauen, die sagen, dass sie gerne die Burka tragen, weil sie nicht als Sexobjekt degradiert werden wollen. Diese Damen sind vermutlich in der Minderheit, aber auch diese Haltung sollte man ernst nehmen.

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Kommentare

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onli am :

*Schwieriges Thema. Du hast den Artikel von Alice Schwarzer gesehen? http://www.aliceschwarzer.de/artikel/die-burka-verstoesst-gegen-das-grundgesetz-333243. Lesenswert.

Dirk Deimeke am :

*Nein, habe ich noch nicht. Kommt aufgrund Deiner Emfpehlung auf die Leseliste, ansonsten verweigere ich mich Artikeln, die aus der Feder von Alice Schwarzer stammen.

onli am :

*Bin auch nicht ihr größter Fan. Habe den Artikel selbst empfohlen bekommen und musste ihr dann recht geben.

Marcus Moeller am :

*Ich glaube es geht eigentlich um etwas anders. Die Menschen haben Angst, dass jemand der komplett verhüllt ist und wohlmöglich noch eine Sonnenbrille trägt, schlecht identifiziert werden kann. Da geht es dann mehr um ein allgemeines Vermummungsverbot. Mit Rechten der Frau hat dieses Thema recht wenig zu tun, so wie du es auch schreibst. Ich kenne Familien, in denen die Frau eine Burka (freiwillig) trägt und nahezu alle Entscheidungen in der Familie trifft. Unterdrückung gibt es so oder so, übrigens auch von Frauen gegenüber Männern (Tabuthema).

Dirk Deimeke am :

*Tatsächlich glaube ich, dass es noch nicht einmal damit zu tun hat, sondern eher mit der Fremdartigkeit, die man im eigenen Umfeld nicht möchte.

Wahrscheinlich spielen alle Faktoren irgendwie eine Rolle, die sind nur mal stärker und mal schwächer gewichtet.

Bezüglich des Tabuthemas bin ich Deiner Meinung.

me am :

*Ok, ich muss jetzt kurz die Schweizer in Schutz nehmen.

Zum einem gibt es selbst im Hochdeutsch "das Mädchen" zum anderen (und darum geht es mir eigentlich) ist dass praktisch erste was Deutschlernenden beigebracht wird: Biologische Geschlechter != Grammatikalisch Geschlechter.

Der Ursprung der Artikel ist komplexer, man sollte im deutschen einfach aufhören diese als "Geschlechtsform" zu sehen.

Zu Burka schreib ich Grad mal nichts, dass ist echt ein Thema wo man ewig diskutieren/überlegen/schlussfolgern könnte.

Dirk Deimeke am :

*Dass es im Hochdeutschen bezogen auf Mädchen genauso ist, macht es ja nicht besser, eher im Gegenteil.

Wenn Du mal im Duden nachschaust, findest Du als Erklärung für "Artikel" den Begriff "Geschlechtswort", genauer
QUOTE:

(der Bezeichnung des Genus von Substantiven dienende) Wortart mit identifizierender, individualisierender oder generalisierender Funktion; Geschlechtswort (z. B. der (Schlüssel), eine (Maschine))

Franz am :

*Ganz ehrlich: ich selber finde es sehr befremdend, wenn ich (selten mal) eine Frau mit Niqab sehe. Burkas habe ich eh noch nie gesehen, ich glaube, in der Schweiz gibt es gar keine Frau, die eine Burka trägt.
Aber in einer offenen, liberalen Gesellschaft darf aber nicht vorgeschrieben sein, welche Kleider man tragen oder nicht tragen darf. Das gibt es vielleicht in einer islamischer Diktatur, wir in Europa sind da aber schon einen Schritt weiter.
Ausserdem kann mir keiner sagen, dass es den Vorkämpfer eines Burkaverbotes in der Schweiz (SVP und deren Genossen) auch nur im entferntesten um die Rechte der Frauen geht. Ausgerechnet die Männer, die dauernd die Gleichstellung torpedieren und in deren Reihen Politiker sind, die ein Studium für Frauen nicht wichtig finden, weil die später eh zu Hause sind und den Haushalt schmeissen.
Ein Depp, wer glaubt, denen gehe es wirklich um die Rechte und Anerkennung der verschleierten Frauen.

Dirk Deimeke am :

*Für mich ist es auch ungewohnt, ganz ehrlich. Ich habe auch Berührungsängste bei Behinderten, weil ich kaum mit Ihnen zu tun habe, das kann aber nicht der Grund sein, um sie aus der Öffentlichkeit zu verbannen.

Ich gebe Dir komplett Recht.

Wir müssen vielleicht auch einmal an unser "christliches Erbe" denken, in dem Ordensschwestern bis auf das Gesicht verhüllt werden und in alter Tradition sogar Bräute vor der Trauung einen Gesichtsschleier tragen.

So wahnsinnig weit ist das alles nicht weg.

chris_blues am :

*Ich vermute auch vordergründig eher sicherheitspolitische Gründe. Wann hat sich in der Politik jemals ernsthaft wer Gedanken zu Freiheiten der Frauen gemacht - oder in diesem Zusammenhang - Freiheiten der einfachen Bürger?

Es geht wohl eher ums Vermummungsverbot. Die Banken haben das relativ schnell durchgedrückt bekommen, daß man keine Helme, etc in einer Bank tragen darf. Und jetzt, wo alle praktisch überall gefilmt und abgehört werden, ist das natürlich blöd, wenn man die Gesichter nicht sehen kann. Da wär's doch schön, wenn sich diese Muslima nicht so verhüllen würden. Sind doch alle potentielle Terroristen! Und warum sollten sich nicht auch Männer so tarnen?

Naja, ich will mich nicht weiter in Rage reden! Ich seh nur leider (fast) gar nichts von einem moralischen oder ethischen Gesichtspunkt in diesen Diskussionen. Zumindest nicht bei den medialen öffentlichen Diskussionen. Auf Plattformen wie hier mag das sicher anders sein...

Aluhut abnehm...

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