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Dinge geregelt kriegen (1) ...

An "Getting Things Done", dem Hype-Thema der letzten Monate stört mich gewaltig, dass die Methode keinen Ansatz liefert, wie man seine unendlich langen ToDo-Listen gar nicht erst so lang werden lässt (siehe auch hier). Mal sehen, ob das Buch einen anderen Ansatz wählt.

Und siehe da:
Es leiden offenbar so viele unter einem mehr oder weniger organisationsfernen Lebensstil, dass es sich lohnt, tonnenweise Ratgeberliteratur in die Buchregale zu pressen. Dagegen wäre nichts einzuwenden, nur setzt die überwiegende Mehrheit am völlig falschen Ende an, nämlich an der schlechten Organisation statt am Leiden selbst. Als Hauptgrund für diesen Lebensstil werden in der Regel Disziplinlosigkeit, Angst und einige andere negative oder bemitleidenswerte Charakterzüge genannt. Die meisten empfohlenen Massnahmen bestehen aus einer Variation der Aufforderung "Reiss dich endlich zusammen" oder versorgen den Hilfesuchenden mit 139 einfachen Tipps und 56 Listensystemen für einen unkomplizierten Alltag. Joseph Ferrari, Psychologieprofessor an der DePaul-Universität in Chicago und Experte für Prokrastination, sagt deutlich, was von solchen Aufforderungen zu halten ist: "Einem Aufschieber zu sagen, er solle einen Wochenplaner kaufen, ist so, als würde man einem chronisch Depressiven befehlen, einfach mal fröhlicher zu sein."

Anmerkung: Prokrastination ist Aufschieberitis ... also die Tendenz, alles auf Morgen (oder später) zu schieben. Genau das ist Kernthema des Buches.

Und über die Tendenz, selbst bei sehr hoher Belastung unzufrieden über die Arbeit zu sein (ich selbst hatte hier in Nesso im Urlaub ein schlechtes Gewissen als ich einfach einmal faullenzte und nichts tat):
Dauernde und fortwährende, freudlose Arbeit setzte er (Huldrych Zwingli) gleich mit Gottesfurcht, harte Plackereien waren in seinen Augen Gebete.

Der ihm wenige Jahre nachfolgende Johannes Calvin verfeinerte diese Einstellung des Grauens noch und schuf mit seinem Calvinismus die religiösen Voraussetzungen für den durchschlagenden Erfolg des Kapitalismus und der Doktrin des Mühegebens.
[...]
Mit Zwingli und Calvin ist die Schweiz das Ursprungsland des deformierten Arbeitsethos im Westen. Gewissermassen als Wiedergutmachung wurden dort inzwischen eine Reihe von Instrumenten eingeführt, die der Natur des Menschen entgegenkommen: Teilzeitarbeit auch in hochqualifizierten Jobs, munter zwischen 25 und 100 Prozent hin- und herskalierbar, ist anders als in Deutschland gesellschaftliche Normalität.

Vielleicht ist die Schweiz das Land, in dem ich das hier formulierte Ziel, mit Silvia zusammen 100% zu arbeiten, erfüllen kann.

In diesen Zusammenhang passt:
Es lohnt sich also, vermeintliche Erwartungen der Umwelt in Perfektionismusfragen entspannt zu ignorieren. Ob man hohe Erwartungen an sich selbst kultivieren will, ist eine Frage der individuellen Vorlieben. In jedem Fall jedoch sollte man die Latte nicht übermenschlich hoch hängen [...] Denn die perfekte Perfektion gibt es nicht, [...]

Auch zum Sport ist etwas zu finden:
Wer sich immer wieder mit Tricks dazu überwinden muss, joggen zu gehen oder im Fitnessstudio langweilige Dinge zu tun, sollte sich fragen, ob er sich nicht einfach für die falsche Beschäftigung entschieden hat. Es ist ja kein Ding der Unmöglichkeit, die für einen selbst passende Form körperlicher Betätigung zu finden: Man erkennt sie daran, dass sie Spass macht und man sich nicht zu ihr zwingen muss. Eventuell macht Treppensteigen auf dem Stairmaster ein oder zwei Menschen auf der Welt wirklich Spass, es gibt ja die seltsamsten Dinge da draussen. Aber wer schon ahnt, dass er keine dieser zwei Personen ist, der kündige sein Abo fürs Fitnessstudion und fange mit dem Geld was Lustigeres an.

Im Buch sind ebenfalls einige Hinweise zu finden, warum das Jahresabonnement eines Fitness-Centers demotivierend sein kann. Ein weiterer Hinweis findet sich, dass täglich 30 Minuten Spaziergang oder Radfahren mehr zur Fitness beitragen als punktuelles Training einmal in der Woche.

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