Skip to content

Arkane Techniken ...

Mir geht schon den ganzen Tag eine Passage aus dem Interview mit Linus Torvalds aus den Fundstücken der letzten Woche nicht aus dem Kopf.

Leute, insbesondere (aber nicht nur) Computerfuzzies, wählen eine Technologie nicht nach objektiven Kriterien.

Insbesondere in der Anfangszeit von Linux, war es ein Zeichen des "anders Seins", dass man ein Betriebssystem nutzt, was die "breite Masse" nicht benutzt. Selbst innerhalb der mittlerweile recht grossen Linux-Community suchen wir nach Linuxen, die jenseits des Mainstreams sind (siehe dazu auch die Distributionssuche bei DeimHart). Git war so lange für die "Hardcore-Geeks" interessant bis es GitHub gab und Git massentauglich wurde. Apple Produkte waren vor allem interessant als sie nur von einer kleinen Masse von Menschen benutzt wurden. Die "Kreativen" wollten sich von der Masse der anderen Anwender abheben.

Linus wird so zitiert:
No technology can ever be too arcane or complicated for the black t-shirt crowd.


Die Kriterien für die Auswahl richten sich selten nach objektiven Kriterien, sondern werden nach Coolness, hohem (!) Preis, Komplexität, und so weiter ... gefällt. Die Hauptsache ist, dass es nicht für jeden taugt oder, dass es sich nicht jeder leisten kann.

Das zeigt in Summe auch grob, die beiden hauptsächlichen Stossrichtungen:
  1. Ich möchte mich von der Masse abheben.
  2. Ich möchte in der Masse untertauchen.


Persönlich fürchte ich, dass ich zur ersten Gruppe zähle und das zum Teil extrem. Und ich kenne viele Argumente, um meine Beweggründe so umformulieren, dass sie nach objektiven Entscheidungen aussehen und nicht nur einfach auf "anders sein" beruhen.

Fakt ist, wer heute Apple benutzt, gibt sich der Uniformität hin, viele Geräte sind objektiv besser es hat aber vor allem auch nichts mehr mit Kreativität zu tun, ein Apple-Device zu verwenden. Ein Betriebssystem, beispielsweise eine Linux-Distribution, nach "nicht Mainstream" auszuwählen, hat auch nichts mit objektiven Kriterien zu tun.

Ach ja, Menschen, die "ums verrecken" anders sein wollen, nennen sich häufig selber Geeks oder Nerds. Wenn man es aber genau nimmt, sollten andere jemanden so nennen ... "Ich bin der König der Welt". Mal sehen, wo die die anders sein wollen, jetzt hingehen.

Mal sehen, wohin der Tross weiterzieht und was der neue "heisse Scheiss" wird.

Fast vergessen: Diese Art der Gruppenbildung und der Abgrenzung gegen andere hat primär nichts mit Technik zu tun. Wo es ganz offensichtlich ist, ist bei reichen Menschen, die sich über exorbitant teure Dinge abheben wollen.

Apple und Linux ...

Der Meinung von Tim Pritlove (Podcaster und Apple-Fanboy) bezüglich Apple konnte ich mich noch nie anschliessen, aber jetzt gibt es eine Ausnahme. In der aktuellen Episode von NSFW findet sich neben einer - wie ich finde - sehr gelungenen Darstellung des Unternehmens Apple, mit der ich in weiten Teilen auf einer Linie liege auch ein Streitgespräch zwischen Holger Klein und ihm über die Tauglichkeit bzw. Untauglichkeit von Linux für den Desktop. Spannend dabei ist, dass Tim den Linux-Hasser Holger dabei den Wind aus den Segeln nimmt. Sehr schön.

Ausgangspunkt ist der Rücktritt von Steven Paul Jobs (startet ab 3:08:00 im Podcast), die folgenden Zitate haben es mir beim Hören besonders angetan:
Bei Apple sind Leute, die das Detail schätzen.
[...]
Da (Apple) nimmt jemand für Dich eine Entscheidung vor, von der er meint, dass Du sie vielleicht gar nicht treffen solltest oder Dich vielleicht besser fühlst, wenn sie für Dich schon mal getroffen wurde.
[...]
Die Kunst bei Apple besteht auch häufig im Weglassen. [...] Dabei ist das Weglassen von Sachen für die meisten Leute auch gerade das Feature.
[...]
Bei Linux ist es etwas anderes. In der Linux-Welt ist es nicht im eigentlichen Sinne Qualität und Kreativität, sondern da ist es diese Freiheit und Vielfalt. Das ist da so. Gut ist etwas, was Dir viele Optionen bietet. Gut ist etwas, was in Anführungsstrichen "frei" ist. Und, das hat halt den höchsten Wert.
Weiter sagt er, dass Qualität in der Open-Source-Welt noch nie eine Rolle gespielt hat. Dem würde ich widersprechen. Leider hat er aber Recht damit, dass die Enduser erst sehr spät in den Fokus von Linux gekommen sind.

Holger bescheinigt den Linuxnutzern Borniertheit bezüglich Ihres Systems. Mit der gleichen Vehemenz zeigt er aber auch seine Borniertheit und Weigerung Linux, jemals wieder eine Chance zu geben.

Macht Euch am besten selber ein Bild.

Spannender Weise konvergieren die Desktops gerade, wenn man sich mal Mac OS X Lion, Windows 7 und Gnome 3 anschaut, dann verschwimmen die Unterschiede zunehmend. Applikationen wandern immer stärker ins Netz ab, so dass das Client-Betriebssystem eine immer kleinere Rolle spielt.