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Generation Y die neuen Demonstranten?

gedanken Ja, ich weiss, das ist eine sehr ketzerische Frage.

Im letzten Linkdump habe ich mich schon einmal darüber ausgelassen, dass viele der "Generation Y typischen Vorhaben" sich zwar nett anhören, aber am Ende doch nicht so viel davon übrig bleibt und es doch wieder um Geld geht.

Manchmal kotzt es mich ja an. Geld ist nicht wichtig, aber ein Sabbatical nehmen, will ich schon (und wer finanziert es?). Früher nannten wir es "unbezahlten Urlaub" ... Leute, macht Euch nichts vor, auch Bezahlung ist wichtig, dass es einem aufs Geld nicht ankommt, kann man erst ab einem bestimmten Level sagen, der Level ist für jeden unterschiedlich, das merkt man spätestens dann, wenn man sich das neue Handy, Notebook, oder anderes nicht leisten kann.


Woher kommt jetzt der Bezug zu Demonstranten? Nun, mein Vater hat früher einmal gesagt, dass viele Menschen für eine Verbesserung der Umstände auf die Strasse gehen (ja, das ist für viele heute kaum vorstellbar). Und, wenn sie Ihr Studium beendet haben und in "Lohn und Brot" stehen, hört das politische Engagement schlagartig auf.

Meine These ist, dass es sich mit der heutigen Generation Y genauso verhalten wird. Die Ideale verblassen, wenn der Alltag vor der Tür steht und eventuell eine Familie gegründet wird.

Als ich meinen Eltern erzählte - nein, ich gehöre nicht zur Generation Y - dass ich einen geringer bezahlten Job annehmen würde, wenn das "Drumherum" stimmt, hielten sie mich für einen Ausserirdischen. Mit "Drumherum" meine ich damals die Firmengrösse, als Mensch und nicht als Nummer (und erst recht nicht als Ressource) gesehen zu werden, Arbeitsinhalte passen, flache Hierarchien und fachlich herausfordernd.

Nachdem ich jetzt doch schon einige Firmen verschiedener Grössen von innen gesehen habe, würde ich das wieder sagen, allerdings mit der Einschränkung, dass der finanzielle Level stimmen muss und ich kann Euch sagen, dass die Ansprüche und Verbindlichkeiten mit steigendem Alter auch steigen. Einige der Ideale würde ich zugunsten einer passenden Bezahlung "opfern".

Drei Dinge noch:
  1. Meiner Meinung nach funktioniert es nicht, man Menschen eines bestimmten Alters gleichmacherisch über einen Kamm zu scheren.
  2. Wenn das gehen würde, dann erklärt mir mal wie ich als Metzger (oder anderer Handwerksberuf) die Ideale der "Generation Y" leben kann und was der Metzgermeister zu einem Sabbatical sagt. Die meisten der Modelle gehen von Wissensarbeitern aus und selbst da funktioniert es fast nie.
  3. Immer daran denken, vorgehende Generationen sind immer Wegbereiter für die nachfolgenden ...

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Kommentare

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Marcus Moeller am :

*Was ich festgestellt habe (unabhängig von irgendwelchen Generation XYZ Bezeichnungen) ist, dass junge Menschen heute viel unverbindlicher sind als früher. Das mag auch durch die vielen Optionen kommen, denen Jugendliche heute ausgesetzt sind. Da stumpft man automatisch ab und es fällt sicher schwerer sich langfristig für etwas zu commiten .

Dirk Deimeke am :

*Das ist ein sehr guter Punkt.

Das Überangebot an Möglichkeiten ist in jedem Fall immer grösser geworden.

Markus am :

*Hm. Generation Y. Ich bin ja noch aus der Generation X. Ich habe mich dem damals mit meinem Vater, Jahrgang 1930, sehr ergiebig dem sogenannten Generationenkonflikt gewidmet. Wir stritten viel und über lange auch sehr erbittert, von beiden Seiten. Mein Vater verstand niemals wirklich, wie unsere Generation, die "doch alles hat", derart vermurxt werden konnte. Anders als die 1968er engagierten wir uns deutlich weniger und wenn, dann eher pragmatisch. In den Schulen, wo oft noch 1968er vorhanden waren, bekamen wir zu hören, dass man mit uns ja alles machen könne. Wir seien eben die Null-Bock-Generation. Sehnsucht schlug uns entgegen. Mein Vater, der in einem vollkommen zerstörten Land aufgewachsen war und erst mal wieder alles aufbauen musste und in den Schulen die Prägung durch die 1968er, die vieles in Frage stellten, in vielfacher Hinsicht den Marsch durch die Institutionen quasi gewonnen hatten. Der Muff in den Talaren ging längst von ihnen selber aus. Selbstgerichtigkeit war Standard und nicht die Ausnahme.

Generation Y

Und heute? Ich habe ja in unser ewig jungen IT- und Webszene oft mit Leuten zu tun, die, wenn sie alt sind, die Jahrgänge diesseits 1975 und sonst oft sogar jünger sind. Sie tragen nicht selten schon Verantwortung in ihren Unternehmen. Man setzt auf sie. Was ich zu hören bekomme, wirft ein Licht auf diese Generation, dass aus einer anderen Richtung kommt. Die 1968er lebten in einer Wohlstandsgesellschaft, in der, gerade mit den Augen aus dem Jahr 2015 betrachtet und nach diversen "Arbeitsmarkt- und Sozialreformen" die Dinge märchenhaft sicher erscheinen lassen im Vergleich zu heute. Auch meine Generation lebte anfangs noch in einem Kokon, aus dem man nur mit Gewalt raus kam. Heute ist das anders. Wenn die Leute aus der Hochschule kommen und auf den Arbeitsmarkt, dann gibt es vollkommen verschiedene beruflichen Ansätze, alleine schon unter den Akademikern. Es gibt die Anfänger, die erst einmal ein quasi nicht mehr existentes Kündigungsrecht überwinden müssen: Sie müssen es überhaupt erstmal schaffen in sowas wie ein Kokon herein zu kommen. Erst wenn sie drin sind, kann man nachdenken über Familie und die Wünsche des Lebens (die sich von denen der Vorgenerationen gar nicht soo sehr unterscheiden). Sicher aber selbst da einfach gar nichts mehr. Heute noch sicher und u.U. schon sechs Monate später schon auf der Straße. Und dann gibt auch noch die besseren Anfänger. Die landen quasi ab Tag Eins im Kokon und entfernen sich so schnell vom Boden der Tatsachen, dass sie ganz generell kaum Verständnis haben für die Sorgen der sogenannten normalen Leute. Woher sollen sie die auch kennen? Sie begegnen ihnen bestenfalls morgens in der S-Bahn. Ihre Wohnungen und Häuser stehen in anderen Vierteln der Städte und Vorstädte, sie gehen in anderen Läden einkaufen und verbringen ihre Freizeit an anderen Plätzen. Die Nicht-Akademiker leben per se unter nochmal verschärften Bedingungen. Kaum ein nennenswertes soziales Netz, dass länger trägt als 12 Monate und das "solidarisch" verlangt jegliche Rücklage aufzubrauchen, wenn die Firma, bei der sie angestellt sind, vielleicht einfach schlecht gewirtschaftet hat und sie so ihren Job verlieren. Gratis bekommt man schwachsinnigen Schimpf derer, die dann von den "schlecht- oder überhaupt nicht Ausgebildeten" sprechen. Ich als Teil der Generation X habe erlebt, wie sich Facharbeiter in Unternehmen ihr kleines Glück auf die grüne Wiese bauen konnten. Das waren die 1980er Jahre. Die Generation Y weiß, dass sie a) kein Netz haben unter sich und dass sie b) kaum die Möglichkeit haben werden, über ein "sabatical" nachzudenken.

Differenzierung(en)

Zuerst müssen wir also mal unterscheiden, wen wir da eigentlich meinen. Wie in vielen anderen Situationen, so gibt es auch die_ Generation Y nicht. Auf Geld verzichten ohne zu wissen, wann und wie lange überhaupt Arbeit da ist und ob man wieder rein kommt, wenn man sich traut, den Normalweg zu verlassen, dass erzeugt derbe und vollkommen berechtigte Existenzängste bei vielen jungen Menschen. Die Generation Y ist die wirkliche Generation der Pragmatiker. Weltanschauungen werden nur da geboren, wo sie zu der Gruppe gehören, die schon mit dem goldenen Löffel im Mund in den Arbeitsmarkt kommen. Und das ist, und ich will ja eigentlich gar nicht auf Herrn Stieglietz hinaus, aber dass sind bestenfalls drei oder vier Prozent der jungen Leute heutzutage. Lebensqualität für Geld ist deshalb meiner Meinung nach vor allem eine Frage, mit der wir uns befassen, die wir nicht mehr Teil der Generation Y sind. Und natürlich tun wir das auch nur dann, wenn es das Leben einigermaßen gut meinte mit uns. Ich persönlich werde eines ganz sicher nicht tun und das ist das Meckern der Alten auf die Jungen. Ich weiß, dass Du das auch nicht willst. Ich will nur sagen, dass Antworten bzw. Einschätzungen zur Generation Y schwierig sind, weil es die Generation Y eben gar nicht gibt.

Zuletzt noch eine kleine Definition: Ich spreche und schreibe über Deutschland. In die Schweiz habe ich zwar Einblick aber sooo genau kenne ich die Verhältnisse dann noch nicht, dass ich mir da eine Meinung erlauben könnte.

Markus am :

*Was ja durchaus häufig passiert ist, dass Menschen Gruppen bilden. Diesen Gruppen ordnet man bestimmte Merkmale zu, die ihnen eigen sind (oder sein sollen). Und dann geschieht nicht selten ein Denkfehler: Viele Leute überbetonen die Unterschiede zwischen den Gruppen und übersehen, dass manchmal und abhängig von dem Meta-Thema, die Unterschiede zwischen den Gruppen eher klein sind und eigentlich die Gemeinsamkeiten viel größer sind. Wenn Menschengruppen in verschiedenen Altersklassen gesteckt werden und man ordnet ihnen Eigenschaften zu, dann passiert es tatsächlich häufig, dass man die Unterschiede betont. Die Diskussion "der Alten" vs. "die Jungen" wird beispielweise oft als ein gegeneinander dargestellt. Manchmal geschieht es zufällig, dass Gruppen getrennt werden und auch getrennt bleiben sollen. Aber, unternehmen wir mal einen Denkversuch: Was wäre, wenn die Gruppe der Alten und die Gruppe der Jungen tatsächlich wieder mehr ihre gemeinsamen Interessen betonen würden? Vielen Teilnehmern an diesem Diskurs, die vielleicht einen Grund haben, die Gruppen zu trennen, würde sehr schell ungemütlich zu mute werden. Da sind wir dann schon mitten in der Politik: Man stelle sich vor, es gäbe die große Koalition der Vernunft. Wer oder was sollte daran rütteln wollen? So manche miese Idee, die vielleicht was zu tun hat mit Gewinnmaximierung oder der Schaffung eines künstlichen Marktes hätte ausgedient bevor sie gestartet ist. Aber, ich schweife ab.. ;-)

Die Rede des Lehrers

Die Rede des Lehrers erinnert mich ein wenig an "Der Club Der Toten Dichter" ("Oh, Captain mein Captain!") kommt mir vor wie eine gelassen ausgesprochene tief empfundene Wahrheit. Sie war natürlich zwar der Generation Y gewidmet, aber sie war natürlich "eigentlich" an den Teil der Generation Y gerichtet, der Weiß ist und dessen Eltern sich diese Schule leisten können (und auch das Verhätscheln). Und, es muss wirklich ein liebender Lehrer sein, der ihnen zuruft, dass da draußen, außerhalb der Schulmauern, ein harter Wind bläst. Wer von dieser Schule kommt, der hatte einen guten Start, einerseits. Aber, sehr wahrscheinlich haben ihm auch schon viele Menschen, zuforderst die Eltern immer und immer wieder gesagt, wie einzigartig sie sind (siehe die Ansprache des Lehrers). Die Einzigartikgeit ist im aktuellen Zeitgeist ja der Wert der Werte. Und er ist eine Schimäre, denn niemals war uns gesellschaftlich einerseits Individualismus so viel wert und andererseits waren wir in Wahrheit selten soo uniform wie im Jahre 2015 (mit massengefertigten Klamotten, Büchern, Karrieren).

Die Wünsche der Generation Y

Meiner Meinung nach sind viele Wünsche der Generation unter gleichen oder ähnlichen Namen auch die Wünsche der Generation X, der Boomers und der Matures. Wahrscheinlich geht es sogar auch noch weiter zurück. Diese ähnlichen Wünsche werden nur unterschiedlich gebrochen am jeweiligen Licht der Zeit(en).

Dirk Deimeke am :

*Da sind wir gemeinsam einer Meinung.

Häufig ist es alter Wein in neuen Schläuchen, der uns "verkauft" und als "hipp" erklärt wird.

Markus am :

*Was auch noch hilfreich ist ist, wenn man noch ein paar Leute hat, die ein gewisses Standing haben und die dann gleich den heiligen Kreuzrittern durch die Lande reisen und in jede Kamera, die noch nur ein wenig Akkuzeit übrig hat, ihre einzig richtige Wahrheit verkünden. Nachbeter gibt es immer viele. Das läuft quasi von selbst. ;-)

Dirk Deimeke am :

*Auch das sehe ich genauso, eine der Grundursachen dafür ist aber leider auch der Journalismus, der mittlerweile auf jeden fahrenden Zug aufspringt, egal wie oft er schon gehalten hat.

Markus am :

*Guten Morgen. :-)

Das sehe ich absolut genauso. Viel zu häufig passiert es, dass Zeitungen und Verlage aber gerade auch die öffentlich rechtlichen Medien zu Verstärkern werden, wenn sie nicht sogar oft gewollt oder ungewollt Aggregator sind für diese Bewegungen. Da muss noch einiges an Bewusstsein wachsen, damit die einzelnen Player sich ihrer Verantwortung auch bewusst werden und diese Verantwortung auch tatsächlich ausüben.

Dirk Deimeke am :

*Guten Morgen Markus.

Die Verantwortung gibt es leider nicht mehr. Das, was das Gros der Journalisten derzeit tut, hat leider nichts mehr mit journalistischer Arbeit zu tun.

Leider sind wir alle nicht ganz unschuldig daran, wir zahlen nichts mehr, um gute journalistische Arbeit zu sehen und von irgendetwas müssen die Menschen leben.

Markus am :

*Ja, auch das ist nur zu wahr. Ich habe eben auch noch daran gedacht, was Journalisten so pro Zeile bekommen (also, nicht die Edelfedern bei den großen Blättern, sondern die vielen Namenlosen). Da muss man sich nicht wundern, wenn die sich offen zeigen für Einflussnahme. Wenn das auch nur ein wenig mehr Einnahmen bedeutet für sie. Wir Leser sollten uns da also tatsächlich selber im Auge behalten, denn der Unterschied zwischen sich entrüsten über Dinge, die komplett falsch laufen und einer Doppelmoral, die oft auch noch aus einer Position heraus stattfindet, wo wir im Brustton der Überzeugung Haltung fordern, dann unseren Kaffee nehmen und ohne jegliche Reflexion innerhalb der eigenen Lebens Dinge tun, die so daneben sind, dass man kaum Worte finden kann dafür.

Deshalb ist es immer gut, wenn man nicht mit dem Finger auf andere zeigt, sondern zunächst einmal guckt, was man selber vielleicht, sagen wir, besser machen kann. Und doch müssen wir natürlich Fehler Fehler nennen dürfen. Das gilt sowohl für die eigenen Fehler wie auch für die Fehler der anderen. Denke ich.

Dirk Deimeke am :

*"Wenn man mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, weisen drei Finger der Hand auf einen selber".

Markus am :

*Haha, den Spruch kannte ich noch gar nicht. Das ist aber sehr treffend. :-)

Rayman am :

*Danke für Deine Ausführungen Markus. Insbesondere Deine Vorschläge zum Betonen der Gemeinsamkeiten haben mich zum Nachdenken angeregt.

Patrick am :

*Ich habe nur zwei Fragen:

Warum möchtest du unbedingt flache Hierarchien?
Warum möchtest du nicht (aus Sicht des Unternehmens) unter anderem als Ressource betrachtet werden?

Dirk Deimeke am :

*Wenn ich ganz ehrlich bin, dann verstehe ich die Fragen nicht.

Flache Hierarchien sorgen dafür, dass Entscheidungswege kurz sind. Kurze Entscheidungsweg führen zu weniger Bürokratie.

Ich bin nicht nur eine Zahl oder ein Kostenfaktor. Ich bin ein Mensch mit Fähigkeiten und Fertigkeiten. Die Firma möchte, dass ich sie ernst nehme und meine Arbeitskraft zum Wohl der Firma einsetze, das kann ich nur tun, wenn die Firma auch um mein Wohl besorgt ist und nicht nur um Kosten. Das, was ich als Arbeitskraft leiste, ist nicht oder nur schwer messbar.

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