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Kostenloskultur ...

gedanken Es gibt momentan kaum einen Begriff, der mich mehr ärgert als der Begriff der "Kostenloskultur".

Firmen gehen mit ihren Angeboten kostenlos ins Netz und wundern sich, dass eine Umstellung auf bezahlte Inhalte nicht funktioniert. Vor nicht allzu langer Zeit (in einem Land, nicht fern von hier) war es noch so, dass Firmen sich vor der Gründung ein tragfähiges Modell überlegt haben und sich nicht - nachdem sie einige Wochen, Monate oder Jahre Umsatz frei funktioniert haben - erst später überlegen, wie sie ihre Brötchen verdienen wollen.

Ein Nebenprodukt dieser Vorgehensweise ist, dass ich kostenlose fremd gehostete Dienste nicht mag. Da wird ein Dienst als frei propagiert und wenn sehr viele Leute an dem Produkt durch Rück- und Fehlermeldungen mitgearbeitet haben, hat es irgendwann einen guten Reifegrad erreicht. Dann wir der Dienst kostenpflichtig und die Menschen, die am fleissigsten mitgearbeitet haben, sind auch meistens die, die sich auf den Dienst verlassen und jetzt notgedrungen zahlen müssen.

Ich habe bei einigen, die sich über die Kostenloskultur beschweren mal nachgefragt, welches Businessmodell ihrer Online-Präsenz zu Grunde liegt. Schweigen. Auch auf die Frage, was das Alleinstellungsmerkmal Ihres Dienstes ist, erntete ich Schweigen. Damit blieb die dritte und letzte Frage auch unbeantwortet, warum sollte ein Nutzer für Euren Dienst bezahlen?

Mal ernsthaft: Sollte man sich nicht vorher überlegen, was man tut, wenn die eigene Existenz davon abhängt?

Meine regelmässigen Leser wissen, dass ich mit dem grossen Kommerz auf Kriegsfuss stehe. Ja, ich setze Flattr ein und ja, ich habe im letzten Monat 1,47 EUR "eingenommen". Das mache ich mehr um dabei zu sein, vielleicht spielt auch ein gefühlter sozialer Druck oder die Sucht nach Rückmeldungen eine Rolle, ich möchte damit nicht reich werden. Das Geld fliesst sowieso zurück in die Community, ich hoste ein paar Dienste, für Leute, die sich das sonst nicht erlauben können.

Das, was ich mache, ob nun Dirks Logbuch oder DeimHart oder Ubuntu ist Hobby. Anders als bei anderen Hobbies habe ich nichts, wo ich monatliche Mitgliedsbeiträge bezahlen muss, also kann ich mir von dem Geld, was ich da spare auch etas anderes leisten. Euch als Leser oder Hörer für mein Hobby bezahlen zu lassen, kommt mir irgendwie unredlich vor.

Wer die Flattr-Buttons nicht mag, dem erkläre ich auch gerne, wie man sie mittels eines Adblockers oder mit einem einfachen Eintrag in der hosts-Datei ausblenden kann.

Aber zurück zum Thema und als Start einer weiteren Diskussion:

Für welche Dienste, die Ihr derzeit kostenlos nutzt, wäret Ihr bereit Geld zu bezahlen?

Welche Dienste sind so einzigartig, dass Ihr nicht mehr auf sie verzichten wollt (oder könnt)?

Gibt es freie Alternativen?

Trackbacks

Kommentare

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Phylu am :

*Ich bin derzeit auch dabei, Flattr in mein Blog zu integrieren. Vor allem aus dem Grund, da ich wenn ich schon einen Account dort habe, auch alle Möglichkeiten ausschöpfen möchte. Zugelegt habe ich mir den Account allerdings, um Blogeinträge, die einen Großteil meiner Nachrichten ausmachen, auf einfachem Wege belohnen zu können. Ich habe kein Problem etwas zu zahlen, so lange das einfach funktioniert, und ich bestimmen kann, was wohin fließt.

Meine Homepage betreibe ich, weil ich Spaß daran habe und meine Erfahrungen (mit Ubuntu) teilen möchte, in der Hoffnung, dass jemand anderes mein Wissen noch einmal benutzen kann.

Was ich kostenlos benutze:
Ubuntu, Gnome, Apache, MySql, Wordpress, OpenOffice.org, LaTeX, Googlesuche, Thunderbird, Firefox, Chromium, Banshee, VLC, KeepassX, Gnome-Do, Facebook

Und das sind nur die wichtigsten Dienste. Wenn ich auf einmal anfangen müsste, für die alle zu zahlen, würde ich wahrscheinlich meinen Computer verkaufen und anstatt Informatik doch ein Studium der Politikwissenschaften oder der Physik anfangen.
Wenn es nur bei einem dieser Programme der Fall sein sollte, würde ich mich zuerst nach Alternativen umsehen, bevor ich mich entschließen würde, zu zahlen.

So bald sich mein Informatikstudium auszahlt (ich hoffe, mich nicht umentscheiden zu müssen) oder ich sonst Geld übrig haben sollte, werde ich mir ein T-Schirt oder eine Tasse der genannten Programme kaufen, um diese auf dem Weg zu unterstützen.

Dirk Deimeke am :

*Die Frage ist ja genau andersherum. Würdest Du die Dienste nutzen, wenn sie Geld kosten würden. Wenn ich Dich richtig verstehe, dann nicht.

Also scheinen sie nett zu sein, aber nicht so wichtig, dass Du bereit bist, Geld zu investieren.

Das ist völlig in Ordnung.

Phylu am :

*Genau.

Für die meisten Sachen gibt es genug Alternativen, die in Frage kämen, wenn meine Lieblingssoftware auf einmal Geld verlangen würde.

Da wo es mir möglich ist, zu helfen versuche ich das jetzt schon. Ob mit Spenden oder dem Senden von Bugreports, Bugfixes oder dem Bekannt machen.

Und wenn ein Service von vorne rein Geld kostet, dann finde ich das etwas anderes, als eine Umstellung im Betrieb. Da kann ich mir überlegen, ob mir das das Geld wert ist, und werde nicht irgendwann dazu gezwungen zu bezahlen, oder etwas anderes zu nutzen.

Dirk Deimeke am :

*Das ist ja auch ein Punkt, den kaum einer der Agitatoren rund um die Kostenloskultur bedenkt. Nämlich, dass sich aktive Communities, in denen unentgeltlich geholfen und weiterentwickelt wird.

Mathias am :

*Wofür wäre ich bereit zu bezahlen?

  • manche Nachrichtenblogs
  • (gute) Software
  • (gute) Spiele
  • (gute, freie) Musik
  • Werkzeuge zum Datenaustausch wie zB Dropbox oder HiDrive (Ups, dafür zahle ich ja tatsächlich schon ;-) )


Bereits jetzt kann man vielen Open-Source-Projekte mittels Spenden zeigen, wie unverzichtbar sie für einen selbst sind, z.B. FileZilla, Paint.net oder KeyPassX. Diesen habe ich auch schon „gespendet“, eben weil ich für solche Software auch Geld bezahlen würde, würde der Entwickler das verlangen. Social Networks zB würde ich sofort verlassen, wenn Sie Geld kosten würden, auf Streaming-Dienste könnte ich ebenfalls verzichten, würden sie kostenpflichtig. Das ist nicht ganz einfach zu beantworten.

PS: Flattr kann man durchaus auch nutzen, ohne etwas darüber einzunehmen. Ich würde mich nicht trauen, einen Flattr-Button unter meine Prosa zu setzen. Bei Chrisss sehe ich das als sinnvoll an, dessen Blog ist ein verdammt guter Merkzettel für so vergeßliche Hirne wie mich.

Gruß Mathias

Dirk Deimeke am :

*Ich vermute, dass Chrissss mittlerweile auch seinen Lebensunterhalt damit verdient.

Einen Teil meines Geldes spende ich auch für Open Source Projekte, ein weitaus grösserer Teil meines Geldes landet aber bei meinem Patenkind, was mir - wenn ich die Wahl hätte - auch deutlich wichtiger ist.

Das ist ein Gesichtspunkt, den ich für mich noch gar nicht bedacht habe. Die Verwendung von kostenloser Open Source Software gibt mir auch den finanziellen Freiraum, Geld sinnvoller auszugeben.

sbo am :

*Interessanter Eintrag.

Klar benutze auch ich Ubuntu und den gesamten Rattenschwanz an Programmen umsonst. Zu meiner Schande muss ich gestehen, noch keinem großen Open-Source Projekt eine Spende gestiftet zu haben, denn gerade der Kostenpunkt und die Idee, dass jeder einen kleinen Teil zum großen Gesamtprodukt beitragen kann, reizte mich.
Allerdings bin ich kostenpflichtigen Programmen nicht grundsätzlich abgeneigt - es sollte aber in einem realistischen Verhältnis stehen.
So denke ich nicht, dass ein PDF-Programm, das mir weniger für mich relevante Funktionen als z.B. Xournal bietet, 400 EUR kosten muss.
Genausowenig halte ich eine Office Suite in der Studentenvariante für >100 EUR für übertrieben.

Ich spende allerdings gerne an diese kleinen Perlen, meistens Projekte von 4-5 Leuten, die genau DAS Programm entwickeln, dass dein jetziges, immenses Problem löst.

Was Nachrichtenseiten betrifft, halte ich hier nach wie vor zur Kulturflatrate. Besonders jetzt nach Abschaffung der GEZ Gebühr.

Persönlich denke ich aber, dass sich ein Blog-Betreiber nicht beschweren darf, denn ich mache das größtenteils aus Spaß - und wenn mir etwas Spaß macht, und ich das in meiner Freizeit mache, entrichte ich auch gerne einen Betrag zur Finanzierung dieses Spaßes

Dirk Deimeke am :

*Ich stimme mit Dir überein. Es sollte hier gar nicht so sehr um Ubuntu gehen, sondern vielmehr um Web-Geschichten. Aber "Gespräche" nehmen ja oft andere Wege als gedacht.

Phylu am :

*Zu den Webdiensten: Ich könnte mir gut vorstellen, für Dropbox zu bezahlen, wenn mir irgendwann der kostenlose Platz nicht mehr ausreicht. Aber dann ist das kein Zwang, sondern der Service ist so gut, dass er es mir Wert ist, da ein bisschen Geld locker zu machen.
Das ist zum Beispiel ein Geschäftsmodell, das ich gut finde. Es sind nicht einmal Funktionen in der kostenlosen Funktion beschränkt, sondern sie ist für kleinere Aufgaben sehr gut zu gebrauchen. Ich würde allerdings nicht für die 5 GB zahlen, die mir jetzt zur Verfügung stehen.

Dirk Deimeke am :

*Dropbox finde ich auch klasse, allerdings ist mir nicht wohl bei dem Gedanken, zu viel Vertrauen dort hinein zu stecken.

Ich habe leider schon viel zu viele Dienste sterben oder kostenpflichtig werden sehen. Ich hoffe Dropbox behält das kostenlose bei. Alternativen, das bei gleichen Funktionsumfang selber zu hosten, gibt es leider noch nicht.

Patrick am :

*Ich nutze nicht unheimlich viel Dienste..
Die einzige Seite die ich immer offen habe, ist meine gmail Seite, weil ich, wenn ich eine Email bekomm sofort darauf reagieren möchte.

Würde es etwas kosten, würde ich aber umsteigen.

Für meinen Webserver bezahl ich ja sowieso...

Also nein, für die meißte Software würd ich wohl nichts bezahlen. Es gibt genug (fast) gleichwertige kostenlose Alternativen.

Dirk Deimeke am :

*Gmail? Schüttel ...

Mails hoste ich selber, gerade bei dem Thema bin ich sehr pingelig.

Dirk Deimeke am :

*Nichts wirksames ... :-)

Nein, im Ernst. Mir laufen bei Google zu viele Fäden zusammen. Ich glaube nicht, dass die ernsthaft etwas böses wollen, damit würden sie ihr Geschäftsmodell kaputtmachen. Aber zum Einen können immer Datenpannen passieren und zum anderen unterstehen sie einer Gerichtsbarkeit in der es das Wort "Datenschutz" nicht gibt.

Bernd Wachter am :

*Ich hab gmail-Adresse aus der fruehen Betaphase, und nutze die primaer um lkml da reinlaufen zu lassen. Ging zuerst darum das Ding moeglichst schnell mit vielen Mails testen zu koennen, mit der Zeit kam raus dass sich das angenehmer nutzen laesst als das Web-Archiv. Und ich trage nicht Gigabyteweise lkml auf meinem Notebook rum. Ansonsten eben noch als Zweitadresse wenn mal wieder ein Webdesigner davon ueberrascht wurde dass es .info-Domains gibt.

Bernd Wachter am :

*lkml = Linux Kernel Mailing List. Ich hab inzwischen wohl verdraengt dass es auch Leute gibt die Linux primaer eine Ebene weiter oben verfolgen ;-)

Dirk Deimeke am :

*Na, ja, man braucht ja nicht an allen bekannten Mailinglisten angemeldet zu sein, um Linux zu benutzen (selbst dann nicht, wenn man unter Linux programmiert) ...

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